Die letzten Glühwürmchen

Original

Hotaru no haka 

Studio

Studio Ghibli (1988)

Anbieter

Anime Video (2002)

Laufzeit

84:51 min. (FSK 6)

Regie

Isao Takahata

DVD-Typ

DVD-9

TV-Norm

PAL

Bitrate

7.79 Mbps (Video: ca. 7.1 Mbps)

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Französisch, Dolby Digital 2.0 (192 kbps)
2. Japanisch, Dolby Digital 2.0 (192 kbps)
3. Deutsch, Dolby Digital 2.0 (192 kbps)

Untertitel

Französisch, Deutsch

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 20 €
Film 

Japan, 1945. Das Land steht kurz vor der Kapitulation, Hungersnöte und Bombenangriffe kosten viele Leben unter der Bevölkerung.
Zwei Waisenkinder aus der Stadt Kobe, der 14jährige Seita und seine kleine Schwester Setsuko, versuchen verzweifelt, in dieser Welt zu überleben - ein Ding der Unmöglichkeit...

So niedlich der Titel "Die letzten Glühwürmchen" auch klingen mag: Dieser Film aus den "Ghibli"-Studios, die nach ihrem Achtungserfolg "Prinzessin Mononoke" mit "Spirited Away - Chihiros Reise ins Zauberland" in diesem Jahr sogar den Oscar für den besten ausländischen Film erhielten, ist garantiert nichts für Kinder, weswegen die FSK 6-Freigabe in diesem Fall auch sehr fragwürdig ist, da Kinder im Alter von 6 Jahren kaum den Kontext der Handlung verstehen dürften. Obwohl der Film nur eine sehr minimalistische Story aufweist und im Grunde nicht mehr zeigt, als der Versuch des blanken Überlebens, gelang "Heidi"-Macher Isao Takahata hier ein tief unter die Haut gehender Film, der so ziemlich das Traurigste darstellt, was jemals in Zeichentrickform auf die Leinwand gebracht wurde und gegen alle Regeln verstoßen dürfte, die bei Disney für Zeichentrickfilme gelten. 

Das wird bereits mit dem ersten Satz deutlich, der im Film von Seita gesprochen wird: "In der Nacht zum 21.09.1945 starb ich". Der Film lässt also über sein Ende keinen Zweifel und erzählt die Geschichte rückblickend. Dies erweist sich durchaus als wirksam, denn so wirkt die Story noch eindringlicher, weil sich der Zuschauer erst gar nicht auf ein Happy End einrichtet und somit die Stimmung, die die Handlung trägt, von Beginn an richtig realisiert. Der Film zeigt rückblickend die Auswirkungen des Krieges in unbeschönender Form, sowohl die Zerstörungen von Häusern und Menschenleben als auch die sozialen Konsequenzen der Vertreibung: Seita und Setsuko finden selbst bei Verwandten auf dem Lande schon nach kurzer Zeit nicht mehr Unterschlupf und müssen sich alleine durchschlagen. Die Stärke des Films liegt vor allem in der Problematik, die auch Roberto Benigni in "Das Leben ist Schön" thematisierte: Seita versucht, seine Schwester soweit wie möglich von der Realität des Krieges fern zu halten und ihr ungeachtet von Tod und Zerstörung ein normales und sorgenfreies Leben zu ermöglichen. In Setsukos Unschuld entwickelt sich auch die besondere Tragik des Films, wenn Seita nicht nur daran scheitert, die Illusion der Normalität aufrecht zu halten, sondern am Ende nicht einmal für eine ausreichende Ernährung sorgen kann. Schade ist lediglich, dass der Kreis der Handlung am Ende nicht hundertprozentig geschlossen wird, ansonsten ist "Die letzten Glühwürmchen" aber einer der ergreifendsten Filme, die jemals über die Folgen von Krieg, Zerstörung, Vertreibung und Elend gedreht wurden. Da der Film naturgemäß aus japanischer Sicht erzählt wird, gibt es praktisch kaum Momente, in denen die Politik des Kaiserreichs kritisiert wird, die letztendlich der Auslöser für all die Not und das Elend war. Doch das ist auch nicht das Thema dieses Films, der auch niemals Partei für eine bestimmte Politik sondern nur das Leiden der Zivilisten ergreift.

 

Bild 

Der Film stammt bereits aus dem Jahre 1988 und das für die DVD verwendete Filmmaster ist nicht ganz so sauber und scharf wie von Filmen aus neuerer Zeit. Auch ein leichtes Ruckeln fällt mitunter auf. Insbesondere fehlt es aber an Detailschärfe: Das Bild wirkt leicht verschwommen. Ansonsten ist die Qualität aber noch ganz gut. Die Farbe sind zwar nicht poppig bunt, aber doch ausreichend kräftig und auch der Kontrast ist in Ordnung. Größere Flächen lassen allerdings leichtes Farbrauschen erkennen. Die Kompression wurde mit einer sehr hohen Videobitrate durchgeführt und macht sich kaum bemerkbar.

 

Ton 

"Die letzten Glühwürmchen" ist kein Film, den man sich wegen dem Sound anschaut. Vielfach fragt man sich sogar, ob der Film nicht in Mono präsentiert wird, da die Dialogszenen meist nur aus dem Center ertönen. In der deutschen Fassung scheint dies auch der Fall zu sein. Die eindringliche Musik im japanischen Original und auch der französischen Synchro vermittelt dann zumindest stellenweise doch einen dezenten Raumklang, der allerdings auch etwas mittenbetont klingt. 

Die vom Kulturkanal "arte" beauftragte deutsche Synchro ist bis auf den Mono-Sound ohne räumliche Musik-Elemente sogar erstaunlich gut und kann zumindest Sprecher aufweisen, die auch zu den Charakteren passen. Richtig überzeugt der Film allerdings nur im japanischen Original, in dem Setsukos Stimme noch ergreifender klingt.

 

Special Features 

Obwohl die DVD außer dem Film keine weiteren Features bietet, meint man wohl beim Anbieter Anime Video, unbedingt ein animiertes Menü einsetzen zu müssen. Diese Animation ist allerdings zu lang und lässt sich auch aufgrund von User Prohibitions nicht vorher abbrechen, so dass hier schnell Frust aufkommt.

Review von Karsten Serck

Test-Equipment:
TV Panasonic TX-W32D3F
DVD-Player Sony DVP-S9000ES
AV-Verstärker Yamaha DSP-AZ1

01.07.2003