Überleben |
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Studio |
Paramount Pictures & Touchstone Pictures (1993) | |
Verleih |
Paramount Home Entertainment (2002) | |
Laufzeit |
121:11 min. (FSK 12) | |
Regie |
Frank Marshall | |
Darsteller |
Ethan Hawke, Vincent Spano, Illeana Douglas | |
DVD-Typ |
DVD-9 | |
Fernsehnorm |
PAL | |
Bildformat |
1,78:1 (anamorph) | |
Audiokanäle |
1. Englisch, Dolby Digital 5.1 2. Deutsch, Dolby Surround 3. Französisch, Dolby Surround 4. Italienisch, Dolby Surround 5. Spanisch, Dolby Surround |
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Untertitel |
deutsch, englisch, türkisch, niederländisch, französisch, italienisch, spanisch, dänisch, schwedisch, norwegisch | |
Regionalcode |
2 | |
Verpackung |
Amaray-Case | |
Preis |
ca. 25 EURO |
Film
Als sich im Jahre 1972 eine Rugbymannschaft aus Uruguay zusammen mit Freunden und Verwandten in eine gecharterte Maschine setzt, um zu einem Freundschaftsspiel nach Chile aufzubrechen, können sie vom tragischen Ausgang ihrer Reise natürlich noch nichts ahnen. Aber was als ausgesprochen ausgelassener Betriebsausflug begonnen hat, wird zu einem schicksalhaften Drama, als ihr Flugzeug über den in Turbulenzen gerät und mitten im gebirgigen Niemandsland abstürzt. Einige, inklusive der Piloten sterben sofort, andere stehen aufgrund ihrer Verletzungen schon die erste Nacht nicht durch. Aber auf die Überlebenden der ersten beiden Tage kommen noch viel härtere Prüfungen zu. Selbst Antonio (Vincent Spano) der Kapitän des Teams, der auch jetzt das Kommando bei der Organisation übernommen hat, verzweifelt zunehmend an ihrer Lage, die sich durch ein Übermaß an zusätzlichen widrigen Umständen zunehmend hoffnungslos gestaltet. Abgesehen von den ungünstigen Witterungsbedingungen, der Gefahr durch den unvermittelnden Abgang von Lawinen und der unzureichenden medizinischen Versorgung der Verletzten ist es vor allem die Nahrungsfrage, welche kaum noch lösbar scheint. Schon von Anfang an mit wenig Proviant ausgestattet, hat zudem - bedingt durch die trügerische Hoffnung einer nahen Rettung - ein sorgloser Umgang mit ihren Rationen die Lage zusätzlich verschärft. Als dann über ein Taschenradio, das im Gegensatz zu dem eigentlich viel wichtigeren Funkgerät zum Funktionieren gebracht wurde, die Nachricht hereinkommt, dass die Suche nach ihnen eingestellt wurde, sehen sie sich vor die Wahl gestellt endgültig aufzugeben oder ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und selbst einen Weg zu ihrer Rettung zu finden, auch wenn dieser Mittel voraussetzt, an die eigentlich keiner von ihnen auch nur denken möchte. Als Vorkämpfer erweist sich dabei Nando (Ethan Hawke), der beim Absturz zunächst seine Mutter und später auch seine Schwester Susana verloren hat und trotzdem mit dem Mut der Verzweiflung den Kampf gegen ein scheinbar unentrinnbares Schicksal aufnehmen will. Von seinem Wesen viel nüchterner eingestellt als der impulsive Nando, steht Roberto (Josh Hamilton) den Ideen seines Teamkameraden zunächst skeptisch gegenüber und konzentriert sich lieber weiter darauf, aus improvisierten Hilfsmitteln und mit den mageren Kenntnissen eines gerade begonnenen Medizinstudiums, die diversen Verwundungen zu behandeln; ist aber gleichzeitig durch seine analytische, von allen Wunschträumen freie Sicht der Dinge letztlich doch stets die tragende Stütze bei der Umsetzung von Nandos Vorstellungen.
Mit "Alive" (Überleben), wagte sich Regisseur Frank Marshall, als Produzent
bei Spielbergs Amblin Entertainment ebenso wie bei seinen eigenen Regiearbeiten
"Arachnophobia" und "Congo" eher im Feld des ambitionierten B-Movies
zu Hause, einmal auf ernsthafteres Terrain und bewegt sich auf diesem mit bemerkenswerter
Sicherheit. Nicht gering geachtet werden sollte vor allem, dass er allen vorhandenen
Verlockungen in Richtung des reißerischen oder gefühlsduseligen Formelkinos erfolgreich
Widerstand entgegenzusetzen wusste und der Geschichte zutraute, auch mit einer
verhältnismäßig zurückhaltenden Erzählweise in ein packendes und hochdramatisches
Leinwandwerk zu münden. Dass der Triumph kein vollkommener ist, und sich bei den
darstellerischen Leistungen, sowie bei einigen Dialogen die eine oder andere Übertreibung
eingenistet hat, lässt sich angesichts eines überwiegenden Gelingens durchaus noch
verschmerzen. Denn wenn sich die rein unterhaltenden Momente der Story, insbesondere die
vorsichtig dosierten Action-Höhepunkte, wie Absturz und Lawinenabgang, sich nahtlos an
Szenen fügen, die durchaus unter die Haut gehen können, insbesondere wenn man sich vor
Augen führt, dass der Film auf einer tatsächlichen Begebenheit beruht, bekundet das
natürlich auch die überdurchschnittlichen handwerklichen Fähigkeiten der kreativen
Köpfe des Films, kommt aber vor allem dem gespannten Publikum zugute. Das größte
Fingerspitzengefühl beweist der Regisseur bei der Darstellung der Entscheidung der
Überlebenden, wie nach dem Ausgehen ihrer Nahrungsvorräte die Zeit bis zu der erhofften
Rettung zu überstehen ist, was Marshall bewusst sachlich erzählt, also auch unter dem
konsequenten Verzicht auf jede Beschönigung, seinen Protagonisten aber ein seltenes Maß
an glaubwürdiger Überzeugungskraft lässt; dies ist bei der Bearbeitung eines realen
Geschehens durch die Traumfabrik alles andere als selbstverständlich, scheinen viele
dieser Filme doch unter dem Eindruck zu stehen, die Wahl ihres Stoffes dadurch
rechtfertigen zu müssen, dass ihre Hauptfiguren zu wahren Übermenschen aufgeblasen
werden.
So entfalten sich die diversen Schicksale bei "Alive" (Überleben) fast
beiläufig, auch Ethan Hawke, als einziger größerer Name in der Besetzung, ordnet sich
bruchlos in das Ensemble ein; wobei diese Beiläufigkeit gelegentlich fast schon zu
ausgeprägt ist und die tatsächliche Tragik und Dramatik der Lage aus dem Bewusstsein zu
entschwinden droht.
"Alive" ist letzlich kein Film, der mit packendem Nervenkitzel oder der
Erzeugung starker Gefühle den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen versucht, sondern eher
als Angebot zu verstehen, sich auf eine Geschichte einzulassen, die es durchaus wert ist,
einem größeren Empfängerkreis zugänglich gemacht zu werden.
Bild
Das Bild ist durchaus in Ordnung, richtig brillant ist der Eindruck aber nicht. Dass
gelegentlich sogar Drop-Outs auftreten, was bei einer DVD eines Films aus dem Jahr 1993
auch nicht unbedingt die Regel ist, stört dabei noch nicht einmal so sehr, da es sich um
gelegentliche Einzelfälle handelt. Aber im Gesamtüberblick wirkt das Bild häufig zu
wenig plastisch und frisch; das liegt zum einen an den nicht ganz einfachen
Lichtverhältnissen, die wiedergegeben werden müssen und den Kontrast vor erhebliche
Herausforderungen stellen, die lediglich ganz achtbar gemeistert werden, aber weit
entfernt von übermäßigen Glanzleistungen bleiben. Vor allem was die Bildschärfe
angeht, hätte der Film an der einen oder anderen Stelle noch einigen Verbesserungsbedarf
aufzuweisen.
Allerdings geht die DVD auf der Habenseite auch nicht leer aus, findet sich dort doch eine
ebenso natürliche, wie kraftvolle Wiedergabe der Farben, die so manche kleine
Misslichkeit wieder ausgleichen kann.
Ton
(englische Fassung) | |
(deutsche Fassung) |
Zumindest bei den actionreichen Stellen, vor allem dem Absturz, ist die deutsche Dolby Surround Fassung dem 5.1-Mix der englischen Version klar unterlegen, kommt letztere doch wesentlich druckvoller zur Sache. Auch sonst hat die synchronisierte Tonspur eine ganz leichte Tendenz, das Geschehen zu sehr in den Center zu verlagern, allerdings wird dies nur beim unmittelbaren Vergleich wirklich deutlich. Denn gerade Umgebungsgeräusche, wie das stete Rauschen des Windes bei den Außenszenen ist in beiden Sprachfassungen mit gleicher guter Qualität zu erleben.
Special Features
Als einzige Zugabe wird die Dokumentation "Wunder der Anden" angeboten, deren Untertitel "Making Of" zunächst Schlimmstes befürchten lässt. Jedoch machen die Dreharbeiten des Films nur einen äußerst geringen Teil des Berichtes aus, hauptsächlich kommen nämlich die tatsächlichen Überlebenden des Flugzeugabsturzes zu Wort, was ergänzend durch Originalaufnahmen von damaligen Nachrichtensendungen begleitet wird. So erweist sich die ca. 48minütige Zugabe als überaus spannender und interessanter Einblick in die realen Gegebenheiten, was eigentlich sogar fesselnder ist, als die fiktive Nachstellung der Ereignisse im Film. Auch wenn die Zugaben auf der DVD damit quantitativ eher mager ausfallen, wiegt die Qualität der Dokumentation dies allemal auf, ist ein hochwertiges Minimalprogramm doch eindeutig die bessere Alternative im Vergleich zu so mancher DVD, deren Zusatzabteilung tonnenweise mit Schund zugemüllt ist.
05.04.2002
Review von Tobias Wrany
Test-Equipment
TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES