TEST: Denon AVR-1611 - Moderner, flexibler 5.1 AV-Receiver mit HDMI 1.4

22.06.2010 (cr)

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Einführung

Denon bringt mit dem 399 EUR (UVP) kostenden AVR-1611 einen sinnvoll ausgestatteten und modernen kleinen 5.1 AV-Receiver auf den Markt - hier die Key Features: 

  • Volldiskrete 5-Kanal-Endstufe mit 110 Watt  (6 Ohm, DIN) pro Kanal 
  • HDMI Video-Konvertierung erlaubt die Verbindung zum TV mit nur einem HDMI-Kabel 
  • Vollständig neuer Innenaufbau inkl. strikt kanalgetrennt aufgebauter diskreter Endstufe
  • Auto Setup und Auto Room EQ mit Audyssey MultEQ und Audyssey DynamicEQ inklusive wirksamer Subwoofer-Korrektur für gleichzeitige Entzerrung von bis zu 6 Hörpositionen 
  • Audyssey Dynamic Volume für sofortige Pegelanpassung unterschiedlicher Materialien oder Quellen 
  • Dolby ProLogic IIz für ein optimales Surround-Erlebnis mit zusätzlichen Front Height-Kanälen (zusätzlicher Verstärker erforderlich) 
  • HDMI 1.4a-Repeater mit 4 Eingängen und 1 Ausgang
    - vollständig 3D-kompatibel (Pass Through)
    - 1.080p-kompatibel (24, 50, 60 Hz)
    - HDMI 1.3-Audio-Unterstützung inklusive
  • Dolby TrueHD und DTS-HD
    - Auto LipSync
    - Unterstützung von Deep Colour (30, 36 Bit)
    - Unterstützung von xvYCC
    - CEC mit Audio Return Channel 
  • Compressed Audio Restorer für optimale Klangqualität von datenreduziertem Material 
  • Digitale HDMI-Video-Konvertierung 
  • Dock Control-Schnittstelle zum Anschluss einer DENON Docking-Station der ASD-Familie für iPod und Netzwerk (mit ASD-51N/W) 
  • Bildschirmmenü (OSD), auch über HDMI nutzbar
  • HDMI-Pass Through im Standby mit sehr geringer Leistungsaufnahme 
  • Besonders geringe Leistungsaufnahme im Standby (< 0.1 W) und im CEC-Standby (< 1 W) 
  • Neu entwickelte Fernbedienung mit leuchtenden Tasten
  • Nur in Schwarz lieferbar 
  • UVP: 399,- EUR (in Deutschland) 

Der Ausstattungsumfang kann sich ohne Zweifel sehen lassen. Zwar sind nur 5 Endstufen an Bord, dafür aber gibt es ein aufwändiges Audyssey MultEQ XT Einmesssystem für Messungen an bis zu 6 Hörpositionen. Auch sind Decoder für die aktuellen HD-Tonformate mit an Bord, und mittels externer zusätzlicher Endstufe kann auch Dolby Pro Logic IIz genutzt werden. Was der AV-Receiver in der Praxis kann, haben wir in vielen Testreihen überprüft. 

Verarbeitung

Power-Button - sauber integriert und im Betrieb mit grünem Leuchtring versehen

 

Navigationskreuz vorne für die Bedienung auch vom Gerät aus

Front unten rechts - akkurate Detailverarbeitung

Gerasteter Lautstärkeregler und exakt eingepasste Frontblende

Geräte-Rückseite - aufgeräumt und solide verarbeitet, für die Preisklasse sehr gute LS-Anschlüsse

Geöffnetes Gehäuse - der Innenaufbau erscheint sauber

Akkurate Kabelführung

Trafo

Passiver Kühlkörper

Beiliegende Fernbedienung

Oberfläche im Detail - hier wird geschickt gebürstetes Alu imitiert

Oberes Drittel der FB - sehr ordentlich gelöst, mit tollem Kontrast Tasten - Gehäuse. Nur bei den drei Quick Select Buttons ist der Kontrast aufgrund der weißen Unterlegung nicht perfekt

Die Verarbeitung des AVR-1611 ist auf Denon-typisch hohem Niveau. So ist die Frontblende sehr passgenau mit dem Gehäuse verbunden, und unter dem AV-Receiver befinden sich sehr gute Gerätestandfüße. Die Rückseite erscheint aufgeräumt und alle Terminals sitzen überaus fest. Im Inneren ist der 1611 ebenfalls sauber verarbeitet und beweist, dass man für hohe Qualität nicht automatisch ein Vermögen bezahlen muss. Beweis dafür sind auch die soliden, hochwertig erscheinenden Regler für Eingangswahl und Lautstärke. Auch die Bedienelemente auf der AVR-Front sind sehr ordentlich eingepasst. Die mitgelieferte Fernbedienung macht für die Preisklasse einen außerordentlich guten Eindruck, das gut imitierte Alu-Finish auf der Front und die gute Übersichtlichkeit (bis auf das letzte untere Drittel). Das Gerätedisplay in Punktmatrixauflösung ist ebenfalls ausgezeichnet. Gesamtnote in Relation zur Preisklasse: Hervorragend. 

Video zur Verarbeitung

 

Denon AVR-1611 - Overview

Anschlüsse

Lautsprecher-Anschlüsse

HDMI-Slots

Weitere Anschlussmöglichkeiten

  • HDMI In 5x
    HDMI Out 1x
    Component In 1x
    FBAS In 2x
    FBAS Out 1x
    Stereo Cinch 3x (1x iPod-Dock)
    Digital Coaxial Audio In 1x
    Digital Optical Audio In 1x
    Pre Out Subwoofer + SB/Front High

Anschlüsse vorne:

  • FBAS
    Stereo Cinch
    Setup Mic 

Denon hat aufgeräumt - was andere vielleicht kritisieren mögen, finden wir absolut praxisgerecht: Anstatt Unsummen nie mehr verwendeter Anschlussformen auf der Geräterückseite zu platzierten, konzentriert man sich aufs Wesentliche und sorgt somit auch für eine tadellose Übersichtlichkeit auf der Rückseite - so finden sich auch weniger versierte Anwender zurecht. Gesamtnote in Relation zur Preisklasse: Ausgezeichnet. 

Video zur Anschluss-Sektion

 

Anschlüsse in der Übersicht

Konfiguration, Setup und Bedienung

Der AVR-1611 lässt sich einfach handhaben, daran hat auch die neue Fernbedienung ihren Anteil. Sie ist, bis auf den unteren Teil, nicht überfrachtet und hat eine praxisgerechte Tastengröße. Auch der AVR selber ist dank hochwertigem Lautstärkeregler und Input-Drehrad schön zu bedienen. Das Display weist eine gute Auflösung und einen tadellosen Kontrast auf. Die OSDs allerdings sind bezüglich der grafischen Gestaltung von vorgestern. Wir möchten auf verschiedene Konfigurationseigenschaften aufmerksam machen:

  1. Wechsel zwischen Musik- und Filmtonprogramm bei Dolby PL und DTS Neo:6: Anders als bei anderen AVRs, bei denen man direkt durchschalten kann und z.B. DTS Neo:6 Cinema und Music hintereinander kommen, muss man beim 1611 wie auch bei anderen Denon AVRs den Modus wechseln: Die Möglichkeit dazu findet sich im Menüpunkt "Audio Adjust". In diesem Menü wählt man den Unterpunkt "Surround Parameter" an. Hier kann man dann die Betriebsart wechseln. Bei PLII Music stehen alle Parameter (Panorama, Dimension, Center Width) zur Verfügung. 

  2. Es gibt nur einen globalen Bass- und Höhenregler, der sich ebenfalls im Audio Adjust-Menü (Tone Control) findet.

  3. Audio Delay ist in 1ms-Schritten sehr präzise von 0 bis 200 ms einstellbar.

  4. Wer eine zusätzliche Endstufe für die Beschallung der Front Height Lautsprecher im PLIIz Betrieb anschließen möchte, muss diese im Menüpunkt 4-1-1 entsprechend zuweisen. 

  5. In den Bass Settings, Menüpunkt 4-1-3, kann man a) einstellen, ob der Bass nur vom Subwoofer oder von den beiden Frontlautsprechern plus dem Subwoofer ausgegeben werden soll, und b) den LPF für den LFE-Kanal einstellen, anwählbar sind: 80/90/100/110/120/150/200/250 Hz

  6. Im manuellen Lautsprechersetup, Punkt 4-1-4, Distance (Time Alignment), kann man auf 10 cm genau einstellen. Für die Preisklasse ausreichend. Im Test Tone-Menü (Channel Level, Menüpunkt 4-1-5) kann manuell in 0,5 dB-Schritten der Pegelangleich vorgenommen werden. 

  7. Top: Lautsprecherselektiv einstellbare Übernahmefrequenzen (4-1-6 "Crossover Frequency", zu aktiveren ist Modus "Advanced". Im normalen Modus gibt es eine globale Übernahmefrequenz). Zu justieren für Front, Center, Surround, Surround Back (falls externe Endstufe angeschlossen ist). Einzustellen sind jeweils: 40/60/80/90/100/110/120/150/200/250 Hz.

  8. Der AVR-1611 verfügt über verschiedene DSP-Modi, am schnellsten aufzurufen über die "Simulation"-Taste auf der Fernbedienung: Rock Arena, Jazz Club, Mono Movie, Video Game, Matrix, Virtual, Multichannel Stereo. 

Audyssey Einmesssystem

Mitgeliefertes Messmikrofon

Erkennung der angeschlossenen LS-Komponenten

Eingreifen des EQ

Der Denon AVR-1611 kann manuell oder via dem automatischen Einmesssystem Audyssey eingemessen werden. Nach Verbindung des Receivers mit dem Setup-Mikrofon wird das Audyssey Auto Setup gestartet, alternativ kann über die Menü-Taste der FB das OSD und das Audyssey Setup gestartet werden.  Pegel, Abstand, Übernahmefrequenz werden ermittelt und der Audyssey EQ kommt zum Einsatz. Die erkannten Werte sind – bis auf Abstandsabweichungen von 10cm – korrekt. Nach einer Messzeit von etwa 2 Minuten pro Hörplatz (maximal 6 Positionen) können jegliche ermittelten Ergebnisse eingesehen, aber nicht manuell nachgebessert werden. Im Manual Setup hingegen kann nach der Audyssey-Einmessung zumindest noch die Abstandseinstellung in 10cm-Schritten vorgenommen werden und die Lautsprechergröße bestimmt werden. Ein Eingreifen des EQ kann erlaubt oder verhindert werden, eigene differenziertere Einstellungen sind aber nicht möglich. Es werden verschiedene Kurven ermittelt, die nach der Einmessung im Menüpunkt 1-3 "Audyssey Settings" umgeschaltet werden können:

  • Audyssey

  • Bypass L/R

  • Flat

Im Audyssey Settings-Menü kann man auch Dynamic EQ an- und ausschalten. Ist die Funktion aktiviert, kann der Referenzpegel folgendermaßen eingestellt werden: 0/5/10/15 dB. 

Audysssey Dynamic EQ ist NUR bei aktiviertem Audyssey MultEQ XT anwählbar. Die Funktion arbeitet ähnlich, aber viel aufwändiger als die "Loudness-Taste" älterer HiFi-Komponenten. Mit jener Funktion lieferte das Gerät mehr Bass, um auch bei niedrigen Pegeln ein volles Klangbild zu ermöglichen, denn schließlich nimmt das menschliche Gehör tiefe Frequenzen erst bei höheren Lautstärken linear wahr. Die Loudness-Schaltungen erwiesen sich grundsätzlich als sehr willkommen, waren jedoch aufgrund ihrer teilweise krassen Arbeitsweise problembehaftet. Mit Dynamic EQ nimmt sich Audyssey dieser Thematik an und realisiert eine dynamische (anstatt statische) und somit exakte Anpassung an die jeweilige Lautstärke. Die Frequenzbereiche werden somit in Echtzeit an die jeweilige Lautstärke angepasst. Dynamic EQ arbeitet auf sämtlichen Lautsprecherkanälen, funktioniert im jedem DSP-Modus (ausgenommen Pure Direct) und lässt sich auch unabhängig von MultiEQ anwählen. Die Bandbreite ist sogar derart hoch, dass es auch umgekehrt arbeitet und ebenfalls bei hohen Pegeln eine Anpassung des Frequenzverlaufs an die menschliche Hör-Sensisivität vornimmt. Das Ziel ist hierbei nicht nur eine tonale Optimierung, sondern zugleich auch eine Verbesserung der Dynamik und Differenzierung. Im Testbetrieb mit dem 1611 funktionierte diese Funktion ausgezeichnet und lieferte schon bei kleinem Pegel ein volles, gefälliges und komplett erscheinendes Klangbild. 

Auch Dynamic Volume (ebenfalls nur in Verbindung mit Audyssey Einmesssystem auf "on" zu aktivieren) ist hier einzustellen. Wählbar an Programmen für die dynamische Komprimierung sind: Midnight, Evening, Day. Wie der Name schon vermuten lässt, fokussiert Audyssey mit der Dynamic Volume-Funktion hauptsächlich die aktive Steuerung des Dynamikumfangs. Fast jeder Besitzer einer Heimkinoanlage kennt die verschiedenen Szenen, wo große Pegelunterschiede für Probleme sorgen können: im klassischen Fall stört sich die Ehefrau/der Nachbar über den spätabendlichen Filmgenuss, doch mittlerweile sorgt auch aggressiv abgemischte TV-Werbung für große (ungewollte) Dynamiksprünge. In beiden Fällen äußert sich das Problem auf die gleiche Weise, indem der Zuschauer fast permanent mit der Fernbedienung auf der Lauer liegen muss, um die Lautstärke zwischen leisen Dialogen, krachenden Explosionen oder Tampon-Werbung zu regulieren. Für solche Fälle bietet zwar fast jeder AV-Receiver einen klassische Dynamik-Reducer (zB. der "Night-Mode" bei Denon), allerdings lässt deren Wirkungsweise oft zu wünschen übrig. Die Anpassung der Lautstärke erfolgt hier teilweise sehr sprunghaft, so dass Actionsequenzen mitunter leiser dargestellt werden, als geflüsterte Dialoge. In vielen Fällen wird die ursprüngliche Charakteristik des Filmmaterials auf brutalisierende Weise verändert. Außerdem arbeiten bisherige Dynamik-Reducer fast ausschließlich mit Dolby Digital 5.1 Streams. Beide Probleme umgeht Dynamic Volume. Im Gegensatz zum Night-Modus wird hier nicht mit festen Operanden aus dem Dolby Track gearbeitet, sondern eine permanente Abtastung des Audiosignals vorgenommen, um daraus eine sinnvolle Audioanpassung zu errechnen. Auf diese Weise funktioniert Dynamic Volume mit sämtlichen Dateneingangsformaten sowie DSP-Modi. Es daher sowohl möglich, eine DTS HD-Master Audio Tonspur mit Dynamic Volume zu komprimieren, wie auch das Stereosignal eines TV-Senders. In der Praxis arbeitet die Funktion schnell und recht unauffällig - ein deutliches Plus gegenüber den früheren "Night" und "Midnight" Programmen. 

Gesamtnote in Relation zur Preisklasse: Ausgezeichnet - hervorragend. 

Klang

BD - Neue Tonformate, Mehrkanal

Zunächst testeten wir die Fähigkeiten des 1611 bei der DTS-HD Master Audio-Tonspur (5.1) der Baraka Blu-ray. Direkt beim 1. Kapitel fällt auch, dass dem AVR-1611 jedes Harsche, Aggressive fehlt. Er legt sein Hauptaugenmerk auf einen gefälligen, runden Sound, wie man an den Panflötenklängen merken kann. Schon bei eher subtilen musikalischen Passagen schafft der kleine Denon eine erstaunliche Räumlichkeit - gerade in diesem Punkt haben wir schon bei verschiedenen AV-Receivern des Jahergangs 2010 deutliche Fortschritte wahrnehmen können. Überzeugend ist auch die Front-/Surroundbalance, schon beinahe traditionell eine Denon-Domäne. Im 2. Kapitel - Lhasa/Tibet - schafft es der AVR-1611, Geräusche und Musik prima von den Lautsprechern zu lösen. Das Anschwellen des musikalischen Spannungsbogens macht er akustisch prima deutlich und schafft es prima, auch kleine dynamische Veränderungen ansprechend zu verarbeiten. Die weite Räumlichkeit im Surroundbereich sorgt für einen freien, offenen Klangeindruck. Tonal erscheint der Denon sehr ausgewogen, mit ganz leichter Wärme in den oberen Mitten, die Harmonie und Gefälligkeit ins Klangbild einfließen lassen. Als nächstes Klangbeispiel verwendeten wir die BD von Andrea Bocelli "Vivere - Live in Tuscany" (PCM 5.1) und hörten uns den 1. Track "Melodramma" an. Die Stimme Andreas zu Beginn der BD ist präzise zu orten und charakteristisch ausgeprägt. Die Kirchenglocken im Hintergrund sind mit korrekter Tonalität zu vernehmen. Als dann das Concerto anfängt, überträgt der kleine 1611 die Beifallsbekundungen des Publikums mit der gebotenen Dynamik. Überrascht hat uns, wie gut der 5.1 Receiver das Klatschen von den musikalischen Elementen trennt. Als kurz darauf Andrea zu singen beginnt, hat seine Stimme eine samtige Strahlkraft - sonst eher Zeichen deutlich teurerer Modelle. Auch bei deutlich gehobenem Pegel ermöglicht der Denon dem Auditorium, die obersten klanglichen Ebenen sehr schön differenziert wahrzunehmen. Verständlicherweise - im Hinblick auf die Preisklasse - werden hintere musikalische Ebenen nicht mehr plastisch ausgeformt, sondern etwas im Hintergrund gehalten. Voll und rund, gleichzeitig aber präzise, ertönt der Flügel. Auch die Anschlagdynamik als typisches Merkmal stellt der Denon heraus. Dynamische Wechsel macht der 1611 tadellos mit, sogar, dass Andrea ins Mikrophon singt, wird deutlich - leichter Hall wie in solchen Fällen üblich wird vom 1611 authentisch übertragen. Gut kommt der Denon auch mit "Batman - The Dark Knight (BD - Dolby TrueHD 5.1) zurecht. Die zerberstende Scheibe wird realistisch wiedergegeben, ebenso die quietschenden Reifen des alten Vans. Bedrohlich und kraftvoll erscheint der Music Score. Klar verständlich und mit stimmigem Fundament sprechen die Gangster untereinander. Als die Ganoven die Schalterhalle stürmen, kommen die durch die Schalterhall bellenden Schüsse mit dem richtigen Nachdruck und gut dosiertem Volumen zum Ausdruck. Als sich der erboste Filialleiter mittels Pumpgun ins Geschehen einmischt, drücken die massiven Schüsse viel tieffrequente Energie in den Hörraum. Die schnelle, impulstreue Ansteuerung des aktiven Subwoofers ist hervorragend gelungen. Aber auch die höher frequenten MP-Schüsse setzt der 1611 spurtstark um. Auch klangliche Kleinigkeiten wie das Hineinschaufeln von Geldscheinstapeln in eine Sporttasche kommen gut zur Geltung. Als der Schulbus mit lautem Getöse in der Schalterhalle landet, können wir uns nochmals von den grobdynamischen Qualitäten überzeugen. Insgesamt weist der AVR-1611 eine sehr gelungene Auslegung auf. Er arbeitet die Frequenzbereiche schön heraus und sorgt für fließende Übergänge. Er vermeidet Aggressivität schon im Ansatz, sondern nimmt dem Hochtonbereich etwas Schärfe und Präsenz - aber so gekonnt, dass trotzdem noch ein lebendiger, dynamischer Eindruck zurückbleibt. 

Surroundaufpolierer:

Beide Surroundaufpolierer, PLII Music und Neo:6 Music, sind sauber integriert. PLII weist den voluminöseren Bass auf, bei Neo:6 ist der Bassbereich dafür etwas präziser. Bei Neo:6 stört dafür leichter Hall im oberen Mitteltonbereich. Zudem ist die Surroundklangkulisse bei PLII weitläufiger. PLII erscheint insgesamt etwas verbindlicher, weicher, während Neo:6 etwas metallischer klingt, dabei aber gleichzeitig nicht so direkt, sondern mit etwas Distanz zum Auditorium. 

Stereo:

bei Bedrich Smetanas berühmter "Moldau" wundern wir uns, wie vollständig und erwachsen der AVR-1611 agiert: Fein, gefühlvoll, gefällig - so gut kann ein nicht einmal 400 EUR kostender AV-Receiver im Stereobetrieb klingen. Keine Spur von Oberflächlichkeit und fehlender Emotionalität - fließend, schön eingebunden, präsentiert der kleine Denon die Streicher und modelliert die oberen und teilweise sogar die mittleren akustischen Ebenen gekonnt durch. Das musikalische Spiel, dem Lauf des Flusses akustisch nachempfunden, arbeitet der 1611 wirklich gut heraus. Vor einigen Jahren gab es 800 EUR AV-Receiver, die nicht diese lebendige Finesse, dieses abwechslungsreiche Spiel des 1611 haben bieten können. Aufgrund dieser Fähigkeiten ist es auch kein Problem, den 5.1 AV-Receiver mit einem Lautsprecherset zu betreiben, das für Front links/rechts hochwertige Standlautsprecher aufweist. Auch Dynamiksprünge werden sehr gut gemanagt und wirken nicht zu kraftlos und fade. Das frische, gleichzeitig aber nie spitze Spiel ist das Geheimnis des Denon - und die verblüffend gute Räumlichkeit, die für eine homogene Verteilung des Klangs sorgt. Sicherlich - Stereo-Kenner werden sich nicht mit dem Gebotenen zufrieden geben. Dafür fehlt es an Detailausprägung und Durchzeichnung im Hochtonbereich. Aber für denjenigen, der zu einem kleinen Kaufpreis auch gut Stereo hören möchte, ist der AVR-1611 eine große Empfehlung. 

Konkurrenzvergleich

  • Onkyo TX-SR508: Er kostet mit einem Marktpreis von rund 310 EUR aktuell weniger als der brandneue 1611 - und bietet für diesen kleinen Preis eine sehr gute Ausstattung. Zu dieser gehört ein Dolby Pro Logic IIz Decoder, ein weiterer HDMI 1.4 Eingang und vor allem die sieben Endstufen, jede 130 Watt stark. Und die Liste geht weiter: Auch eine Zone 2 Funktion für die Beschallung einer 2. Hörzone ist Ausstattungsbestandteil des 508. Wer hoch belastbare Frontlautsprecher verwendet und zudem mit einem 5.1 Setup klarkommt, freut sich über die Bi-Amping-Funktion des 508. Für weniger versierte und komfortorientierte Anwender ist auch das Audyssey 2EQ Einmesssystem mit Einmessung von 3 Hörpositionen ein wichtiges Kaufkriterium - hier aber bietet der 1611 mehr und kontert den 508 mit einem höherwertigen Audyssey Einmesssystem aus. Akustisch verfolgt der 508 eine andere Linie als der 1611: Er besitzt Kraft, ist recht pegelfest und sonst neutral abgestimmt, der samtige, harmonische Einschlag des 1611 fehlt. Bei sehr hohem Pegel kommt ein minimal schneidener Touch beim TX-SR508 mit ins Klangbild - der Hochtonbereich und der obere Mitteltonbereich werden dann etwas dominanter. Der Denon erscheint sanfter, harmonischer, gleichzeitig aber nicht weniger lebendig. Die Auslegung des AVR-1611 ist in der Preisliga bis 400 EUR derzeit die am besten gelungene. Auch im Stereobetrieb agiert der 1611 harmonischer und tiefgründiger als der 508. Schlecht bei 1611 und 508: iPod-Liebhaber müssen für teures Geld ein optionales iPod Dock hinzukaufen. Das ist inkonsequent, denn gerade in günstigen Preisklassen wäre es sehr sinnvoll, dass man einfach das normale iPod USB-Kabel verwenden könnte. Kaum ein Anwender hat das Geld, um rund 100 EUR für ein iPod Dock auszugeben - vor allem, wenn man bedenkt, dass es für rund 120 EUR schon einen nagelneuen Einstiegs-Blu-ray-Player gibt.

  • Pioneer VSX-520: Für 100 EUR weniger gibt es den 5.1 AVR aus dem Hause Pioneer. Er spielt kräftig und fundiert, aber nicht so erwachsen, kontrolliert und harmonisch wie der Denon AVR-1611. Der VSX-520 ist ebenfalls sauber verarbeitet, das Flair der 600 EUR-Liga, das der 1611 auch im Detail versprüht, bietet der 520 aber nicht. Für Einsteiger, die sehr aufs Geld achten müssen, ist der 520 eine Top-Wahl. 

  • Samsung HW-C700: Der sehr pegelfeste Samsung überzeugt mit sieben Endstufen, die sich dank des digitalen Arbeitsprinzips kaum erwärmen, und mit schicker Optik. Allerdings mischt sich ein leicht synthetischer Einschlag, gerade im Hochtonbereich zu hören, ins Klangbild. Die Gschmeidigkeit, die Gefälligkeit, die ein Denon AVR-1611 bietet, kann der Samsung nicht offerieren. Das Einmesssystem des HW-C700 ist, bedenkt man, dass Samsung erst seit kurzem im AVR-Business ist, wirklich gut gelungen, kommt aber nicht an die Präzision und die Flexibilität des aufwändigen Audyssey-Systems im Denon AVR-1611 heran. 

Gesamtnote Klang in Relation zur Preisklasse: Ausgezeichnet - hervorragend.

Fazit

Preiswerte AV-Receiver werden immer besser, dies beweist auch der AVR-1611. Mit vollem,  gefälligem und kräftigen Klang macht der kleine 5.1 AV-Receiver seine Preisklassenzugehörigkeit beinahe vergessen. Er lässt sich auch zusammen mit hochwertigen Lautsprecher-Ensembles der 2000 bis 3000 EUR Liga betreiben - Respekt. Exakt und impulstreu wird der aktive Subwoofer angesteuert. Die souveräne Darstellung des Denon nimmt auch bei deutlich gehobenem Pegel nicht ab. Praxisgerecht und nützlich sind die Einstellmöglichkeiten. Insgesamt übersichtlich und zudem hochwertig präsentiert sich die Fernbedienung. Übersichtlich und somit auch für Einsteiger problemlos durchschaubar ist die Geräterückseite. Sehr gut gefällt auch die Verarbeitung. Insgesamt ist der AVR-1611 ein AV-Receiver, dem Schwächen beinahe gänzlich fehlen - nur ein modernes OSD hätte Denon dem kleinen 5.1 AV-Receiver mitgeben sollen. Die grafisch veralteten Bildschirmmenüs passen nicht zu einem so modernen, gelungenen AV-Receiver. Der zweite Kritikpunkt betrifft die Tatsache, dass man im Gegensatz zu größeren Modellen beim AVR-1611 ein optional zu erwerbendes iPod-Dock verwenden muss, um den iPod ins AV-System zu integrieren. gerade bei einem günstigen AVR wäre es die deutlich praxisgerechtere Möglichkeit, die Verwendung des normalen iPod USB-Kabels zuzulassen. 

Hervorragend klingender, praxisgerecht ausgestatteter und sauber verarbeiteter 5.1 AV-Receiver zum fairen Kaufpreis

AV-Receiver Einsteigerklasse
Test 22. Juni 2010

+ Reifer, gefälliger und samtiger Sound
+ Sehr gute Pegelfestigkeit
+ Ausgezeichnete Stereo-Leistungsfähigkeit
+ Einfaches Handling
+ Aufwändiges Lautsprechereinmesssystem
+ Ausgezeichnete Verarbeitung
+ Audyssey Dynamic Volume und Dynamic EQ

- Nur 5 Endstufen
- Optisch veraltete OSDs

Test: Carsten Rampacher
Datum: 22.06.2010