Test: Denon AVR-1804

09.10.2003 (cr)


Bereits der Denon AVR-1803 konnte in unserem Test mit überzeugenden Leistungen aufwarten. Doch die Konkurrenz schlief nicht, und insbesondere Yamaha hat mit den Modellen RX-V640 und RX-V740 zwei AV-Receiver im Programm, die eine Gesamtperformance erbringen, die den AVR-1803 doch etwas in Verlegenheit brachten. Die Leistungsfähigkeit der Endstufen, die Dynamik, die akustische Homogenität und – neuerdings bei den aktuellen Yamaha-Modellen – der ausgesprochen klare und differenzierte Hochtonbereich verdeutlichen, dass die aktuellen Yamaha AV-Receiver in diesen Preisklassen bislang das Maß der Dinge sind.


Eine solche Situation lassen die Denon-Entwickler aber nie lange auf sich sitzen, und so präsentierte man pünktlich zur IFA den neuen AVR-1804, der unverändert wie sein Vorgänger AVR-1803 für 599 EUR angeboten wird. Neben der schwarzen Variante ist der AV-Receiver nun auch in silberner Version erhältlich, in goldener Ausführung ist der AV-Receiver nun nicht mehr zu erwerben. Um der starken Konkurrenz erfolgreich begegnen zu können, ergriff man bei Denon umfangreiche Maßnahmen. So wurden die Endstufen und das Netzteil einer grundlegenden Überarbeitung unterzogen, besonders im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit des Geräts bei hohen Pegeln.

Der verwendete Transformator wartet, so Denon, mit außergewöhnlich guten Ergebnissen in Bezug auf die Höhe der Stromlieferfähigkeit auf. Mit 6 x 125 Watt (an 6 Ohm) steht auch für die Beschallung größerer Hörräume ausreichend Leistung zur Verfügung. Die Konkurrenz von Yamaha bietet hier ähnliche Leistungswerte. Dies zeigt, dass man auch bei günstigeren AV-Receivern inzwischen leistungsstarke Endstufen mitgeliefert bekommt - doch was nutzt viel Power auf dem Papier, wenn in der Praxis die Peripherie nicht stimmt? Denon möchte bei der ganzen Konzipierung des Geräts hohe Qualitätsansprüche stellen. Beispiel: Auch in diesen „bürgerlichen“ Preisregionen setzt Denon auf eine komplett passive Kühlung. Massive extrudierte Aluminium-Kühlkörper, in ihrer Form gegenüber dem Vorgänger AVR-1803 nochmals überarbeitet, sollen stets optimale Betriebstemperaturen sicherstellen. In unserem Testbetrieb zeigten diese Maßnahmen auch den gewünschten Erfolg, denn die Erhitzung des AVR-1804 im Dauerbetrieb war als äußerst maßvoll zu bezeichnen. Sogar in dem ungünstigen Fall, dass ein weiteres Gerät direkt auf dem AV-Receiver platziert wird, hält sich die Erhitzung in Grenzen.


Die sonstige Ausstattung des neuen Denon AV-Receivers ist überzeugend: So werden Dolby Digital 5.1 EX und DTS ES Matrix/Discrete 6.1 decodiert. Der sechste Kanal, für den Back Surround Betrieb vorgesehen, lässt sich auftrennen, so dass wahlweise ein oder auch zwei Back Surround-Lautsprecher eingesetzt werden können. Dieses Feature kannten wir bereits vom AVR-1803. Dolby Pro Logic 2 inklusive aller Einstellmöglichkeiten im Music Mode ist ebenso mit an Bord wie DTS Neo:6. Ein hochwertiger Analog Devices Melody 32-Bit DSP kümmert sich um die interne Signalverarbeitung. Für alle Kanäle stehen 96 kHz/24-Bit D/A-Wandler zur Verfügung. 


An Anschlüssen bringt der Denon alles Wesentliche mit. Die Lautsprecher-Anschlussterminals sind in solider Schraubausführung gehalten, was auch die Verwendung von Bananensteckern möglich macht. Ein 6-Kanal-Direkteingang ist ebenso vorhanden wie YUV-Verbindungen (zwei Eingänge, ein Monitor-Ausgang). Drei optische Digitaleingänge und ein koaxialer Digitaleingang bilden zusammen mit einem optischen Digitalausgang das Angebot an digitalen Verbindungsmöglichkeiten. Auf der Frontplatte findet sich noch ein kompletter A/V-Anschluss inklusive optischem Digitaleingang und S-Video-Buchse. 


Das Design des neuen Modells ist keine Revolution - eine schlichte, zeitlose Optik, die sich in viele Wohnlandschaften einfügen kann - überdurchschnittlich aufregend sieht der AVR-1804 jedoch nicht aus. Die Verarbeitung macht, wie wir es von Denon gewohnt sind, einen hochwertigen Eindruck - und zwar sowohl innen als auch außen. Die Frontplatte des AVR-1804 besteht aus Aluminium, das auch wie solches aussieht und kein Kunststoff-Feeling verbreitet. Das fein auflösende Display mit gutem Kontrast überzeugt ebenso wie die sorgfältig verarbeitete Geräterückseite. Nicht unsere volle Zustimmung findet die etwas windige Kunststoffabdeckung des Front AV-Eingangs. Die mitgelieferte Fernbedienung ist aus qualitativer Sicht für diese Preisklasse absolut in Ordnung, wenn auch nicht überragend. 

In der ersten Wertung verdient sich der AVR-1804 sechs Sterne. Die praxisgerechte und sinnvolle Ausstattung, die sehr gute Verarbeitung und die hochwertigen Baugruppen im Geräteinneren zeigen, dass der AVR-1804 eine besonders gute Wahl darstellt.

Bewertung

 

Bedienung


Die Bedienung des AVR-1804 bereitet kaum Probleme. Sehr gut gefiel uns das sehr genaue Setup für das Time Alignment. E In 0,1-Meter-Schritten kann man hier den Abstand der einzelnen Lautsprecher vom Hörplatz einstellen. Ebenfalls lobenswert ist, dass die Justage für jeden Lautsprecher einzeln erfolgen kann. Ein On Screen Display ist ebenfalls vorhanden, was die Grundjustage wesentlich erleichtert. Bei vielen Konkurrenten dieser Preisregion ist ein OSD nicht im Lieferumfang enthalten. 

Die Einteilung des IR-Controllers mit verschiedenen Tasten- und Funktionsgruppen ist gut gelungen, auch die farbliche Abgrenzung. Das Navigationskreuz ist leider etwas zu tief untergebracht. Wichtige Funktionselemente der Fernbedienung leuchten in der Dunkelheit -„GLO-KEYS“ nennt Denon diese Arbeitserleichterung für den abgedunkelten Heimkinoraum. 

Die Bedienelemente, die sich auf der aufgeräumten Gerätefront finden, präsentieren sich als sehr griffgünstig. Der Lautstärkedrehregler ist gut geführt, alle anderen Tasten überzeugen durch ihre solide Ausführung und den klar erkennbaren Druckpunkt. Das Gerätedisplay ist, wie bei Denon AV-Receivern üblich, in DOT-Matrix-Version vorhanden und gefällt mit einem guten Kontrast. Insgesamt leistet sich der AVR-1804 auch in dieser Teildisziplin keine wirkliche Schwäche und fährt sich die vollen sechs Sterne ein.

Bewertung
Ton

Testequipment

Pegelfestigkeit

Bereits in Preisregionen zwischen 500 und 700 EUR warten viele AV-Receiver inzwischen mit einer ausgezeichneten Pegelfestigkeit auf - wie unser kürzlich getesteter Kenwood KRF-V7070D beweist, ist es sogar für knapp 460 EUR schon möglich, hoch belastbare Endstufeneinheiten zu verbauen (hier ist allerdings hinzuzufügen, dass der angesprochene Kenwood fünf, nicht aber sechs Endstufen mitbringt. Die fünf Einheiten sind dafür von ausgezeichneter Qualität). Auch die Yamaha AV-Receiver RX-V640 und RX-V740 bewiesen in unseren Testläufen ihre tadellose Performance auch bei hohen Pegeln. Selbst dann, wenn kein aktiver Subwoofer Verwendung findet und die Basswiedergabe über die Frontlautsprecher (die in diesem Fall dann entsprechend voluminöse Standboxen sein sollten) erfolgt, sind keine dramatischen Leistungseinbrüche mehr erkennbar, auch wenn die Souveränität der Darstellung vor allem bei sehr hoher Lautstärke und im Bassbereich hörbar zurückgeht. Dies liegt darin begründet, dass ein aktiver Suwoofer mit eingebauter Endstufe dem AV-Receiver viel Arbeit im leistungsintensiven Bassbereich abnimmt - diese Leistung muss der AV-Receiver komplett selber aufbringen, wenn kein aktiver Subwoofer eingesetzt wird.

Unser Denon AVR-1804 zeigte sich allen Anforderungen sehr gut gewachsen. Bereits der AVR-1803 konnte mit lobenswerten Leistungen aufwarten, der Nachfolger zeigt jedoch eine merklich verbesserte Performance, die beweist, dass die von Denon vorgenommenen Änderungen in der Praxis offensichtlich Wirkung zeigen. Auch zwei dreistündige Dauereinsätze erledigte der AVR-1804 höchst souverän – und dies bei hohem Pegel (Lauf 1 mit 80 % des Maximalpegels, Lauf 2 wechseln mit 60 bis 90 Prozent des Maximalpegels, pro Lauf 1,5 Stunden mit aktivem Sub, 1,5 Stunden ohne aktiven Sub ). Selbst eine halbe Stunde Einsatz mit fast Maximalpegel (95 Prozent) überstand der Denon ohne „Zusammenbruch“ – eine exzellente Leistung, zudem wurde der AV-Receiver noch nicht einmal überdurchschnittlich heiß. 

Besonders angetan hat uns die souveräne Wiedergabecharakteristik, die der AVR-1804 im Verbund mit großen Standlautsprechern erzielen konnte. Die Zusammenarbeit mit den nuBox 580, die wir als Frontlautsprecher verwendeten, war außergewöhnlich gut. Der Denon erzeugte selbst bei kräftigen Lautstärken einen soliden, kraftvollen Bass, der zudem mit einer tadellosen Präzision aufwarten konnte. Bei der "Pod Race"-Sequenz aus "Star Wars: Episode 1" konnte sich der Denon eindrucksvoll in Szene setzen - hier ist er sogar in der Lage, den Yamaha RX-V740 knapp distanzieren, der zwar lange sehr souverän agiert, bei extremen Lautstärken dem Denon jedoch hauchdünn unterlegen ist. In der Praxis hat dieser Höreindruck, den wir auch erst nach sehr ausführlichen Vergleichen heraushören konnten, jedoch kaum Relevanz, viel entscheidender ist, dass es Denon wie auch Yamaha gelungen ist, zwei außerordentlich pegelfeste Geräte zu fairen Preisen zu offerieren.

Wie gut der Denon mit großen Lautstärken zurecht kommt, bewies er auch beim "Chronos"-Trailer auf der sieben DTS Demo DVD. Mit einem überzeugenden Volumen und einer hervorragenden Durchsetzungskraft konnte er auch bei 85 bis 90 Prozent der Maximallautstärke punkten - Respekt. Bei der DVD Audio-Wiedergabe von Ludwig van Beethovens dritter Symphonie (96 kHz/24-Bit 6-Kanal) kam der AVR-1804 ebenfalls ohne Schwierigkeiten mit gehobenen Lautstärkeansprüchen zurecht.

Nun werden sich manche Leser fragen: Wenn bereits diese Geräte, insbesondere die genannten Kandidaten von Denon, Yamaha und Kenwood, so pegelfest sind, wieso soll man dann überhaupt noch mehr Geld in weitaus teurere AV-Verstärker  und AV-Receiver investieren? Die Antworten: Es ist alles eine Frage der persönlichen Prioritäten. Wenn man davon ausgeht, dass ein Großteil der Hörräume zwischen 15 und 30 Quadratmeter misst, kann man sagen, dass die hier aufgeführten Geräte, zu denen man ohne Zweifel auch noch den sehr pegelfesten Harman/Kardon AVR-3550 zählen kann, die Ansprüche vieler Hörer problemlos erfüllen. Hören deutlich über der viel zitierten "Zimmerlautstärke" ist problemlos möglich, der Denon schafft sogar, wie oben beschrieben, selbst bei wirklich heftigen Pegeln noch eine sehr souveräne Vorstellung, knapp gefolgt von Yamaha und HK, dann kommt der (sehr preisgünstige) Kenwood, der immer noch eine respektable Leistung abliefert. 

Es gibt jedoch auch Hörer, die größte Ansprüche an die klangliche Reinheit auch bei sehr hohen Pegeln stellen. Genau diese Klientel besitzt in der Praxis auch Hörräume, deren Größe sich über dem Durchschnitt und in einigen Fällen deutlich über dem Durchschnitt bewegt. Für solche Interessenten muss ein AV-Receiver oder ein AV-Verstärker her, der auch über Stunden hinweg bei sehr großen Lautstärken und im entsprechend dimensionierten Hörraum eine herausragende Performance erbringt. Manche besonders anspruchsvollen "Leistungsfetischisten" greifen dann sogar zu einer teuren und edlen Vor-/Endstufenkombination oder betreiben an einer hochwertigen Vorstufe sehr leistungsfähige Aktivlautsprecher. Da es bekanntermaßen viele untereinander fein abgestufte Anforderungsprofile gibt, wachsen mit den Anforderungen die Ausgaben, aber auch die Leistungen. Für jeden ist dann das richtige Gerät dabei - wobei festzuhalten wäre, dass man, wenn man größere Hörräume mit kräftigen Pegeln beschallen möchte, man in der Preisklasse ab 1000,-- EUR gut dabei ist, wer in sehr großen Hörräumen ab 50 Quadratmeter mit hohen Lautstärken hört, ist am besten in der "Bolidenklasse" ab rund 2500,-- bis ca. 4500,-- EUR aufgehoben. Auch in Bezug auf die Klangreinheit leisten die besonders teuren Spitzenmodelle der namhaften Hersteller besonders viel.

Doch zurück zum AVR-1804, der für seine knapp 600,-- EUR Kaufpreis eine absolut fehlerlose Leistung bietet. Zu achten ist nur auf den Leistungsbedarf der verwendeten Standlautsprecher, vor allem dann, wenn man den AV-Receiver ohne aktiven Subwoofer betreiben möchte. Denn mit zu leistungshungrigen Boxen kommen alle Geräte dieser Preisregionen nicht zurecht. Mit angemessenem Equipment aber liefert der Denon ohne Zweifel eine Spitzenleistung ab, die mit der vollen Punktzahl belohnt wird.

Filmton

In Bezug auf die Filmton-Wiedergabe konnte der Denon für seine Preisklasse mit überragenden Resultaten aufwarten. Beim klassischen THX Broadway-Trailer beeindruckte der AV-Receiver mit einem spontanen Antritt und einer souveränen Entfaltung des Volumens. Auch mit der Sequenz von "The Fast and the Furious", abgelegt auf der aktuellen siebten DTS Demo DVD, kam der AVR-1804 sehr gut zurecht. Besonders fiel neben der dynamischen Darstellung der Verfolgungsjagd auch die gekonnte Einarbeitung der Stimmen auf. Die Schreie gellten mit viel Nachdruck durch den Hörraum, ohne die Feinarbeit an der Stimme vergessen zu machen. Bereits der AVR-1803 fiel durch seine ausgewogene und natürliche Stimmwiedergabe auf - daher war es nicht einfach, das bislang Gebotene nochmals zu verbessern. Die Denon-Techniker schafften es aber dennoch, der AVR-1804 arbeitet selbst kleine Charakteristika mit noch mehr Gefühl heraus und führt in dieser Teilwertung weiterhin seine Klasse an. 

Dass der Ausschnitt aus "E.T." klangtechnisch überzeugen kann, obwohl der Film mit seiner ursprünglichen Tonspur bereits mehr als zwei Jahrzehnte alt ist, spricht für die gelungene überarbeitete DTS-Tonspur - aber auch für die Fähigkeiten des AVR-1804, der hier tadellos aufzeigte, dass man es bei DTS tatsächlich schaffte, eine Surround-Klangkulisse zu kreieren, die nicht nur aus mittenbetonten Effekten mit geringem Dynamikumfang besteht - vielmehr kann man eine erstaunlich lebhafte Struktur erkennen, die kleinere wie auch größere Effekte mit guter Präzision zum Zuhörer trägt. Natürlich spürt man, dass "Minority Report" ein Film mit viel neuerer, klarer klingender Tonspur ist - der Denon überzeugt bei diesem in DTS ES Matrix 6.1 vorliegenden Ausschnitt mit seiner sehr guten Einarbeitung des Back Surround Kanals. Der gesamte Surroundbereich klingt dynamisch, klar und wie aus einem Guss. Was die akustische Gesamthomogenität angeht, operiert der AVR-1804 also auf einem hohen Level. Hier erweist sich im direkten Vergleich nur der Yamaha RX-V740 als noch minimal homogener. Dieser kleine Vorsprung wird aber bei so guter Software wie den auf der angesprochenen DTS Demo DVD abgelegten Filmsequenzen kaum hörbar, die Stunde des Yamaha schlägt in erster Linie bei weniger gut aufgenommener Software, wo er auch mit Hilfe seiner verschiedenen gelungenen Cinema DSP-Programme noch eine erstaunliche Harmonie und Homogenität aus den Tonspuren holt. Insgesamt aber endet die Filmtonwertung mit einem Patt, während der Yamaha noch etwas homogener klingt, kontert der Denon mit seiner nochmals exakteren und charismatischeren Stimmwiedergabe. Während der RX-V740 akustisch etwas mehr Volumen bietet, agiert der AVR-1804 im Gegenzug eine Spur dynamischer. Überzeugend fällt bei beiden Geräten die Detaillierung aus, auch kleine Einzelheiten werden nicht unterschlagen, sondern gut zur Geltung gebracht. Wer hier wünscht, dass die Einarbeitung mit einer hörbar verbesserten Präzision und einer nochmals besseren Akzentuierung erfolgt, muss auch deutlich mehr Geld für seinen AV-Receiver ausgeben.  Der AVR-1804 überzeugt auch ebenso wie der Yamaha mit einem aufgeräumten, klaren und frisch klingenden Hochtonbereich - der Yamaha klingt bei normalen Lautstärken auch hier noch ein wenig harmonischer, dafür kontert der Denon mit seiner Neutralität, auch bei sehr hohen Pegeln verliert der Hochtonbereich praktisch nichts von seiner Ausdruckskraft. Der Yamaha wirkt hier minimal angestrengter, was jedoch nur nach ausführlichen Klangtests auffallen dürfte. Insgesamt liegen beide AV-Receiver auf dem identischen hohen Niveau, so dass die Wahl des persönlichen Favoriten am besten nach der eigenen Prioritätensetzung und dem individuellen Klangverständnis erfolgen sollte. Der Bassbereich gefällt bei beiden Modellen ebenfalls sehr gut, bei normalen Lautstärken bietet der Yamaha RX-V740 etwas mehr "Punch". Der Denon zeigt dafür am „Chronos“-Trailer auf der siebten DTS Demo DVD, dass er bei hohen Lautstärken dafür absolut keine Einbrüche bei der Basswiedergabe verzeichnen muss - eine hervorragende Leistung, die auch das Performance-Profil des Vorgängers nochmals übertrifft. 

Mehrkanal-Musikwiedergabe

Auch was die Musikalität anbetrifft, trägt der Modellwechsel Früchte. Nicht, dass der AVR-1803 keine ordentlichen Leistungen erzielt hätte - aber der AVR-1804 konnte nochmals hörbar zulegen. Besonders die gesteigerte Dynamik fällt beim Auszug aus Antonio Vivaldis "Vier Jahreszeiten", enthalten auf der THX Ultimate Demo DVD, auf. Mit viel Nachdruck agieren die Musiker, dabei wird auch noch eine verbesserte Detaillierung geboten, so dass die Gesamtakustik für einen AV-Receiver dieser Preisklasse einen sehr erwachsenen Eindruck hinterlässt. Dass hier viel geboten wird, zeigt auch die Performance bei der DVD Audio-Wiedergabe, eigentlich alles andere als eine Paradedisziplin günstigerer AV-Receiver. Die Endstufen agieren nicht selten mit einer zu geringen Dynamik, treten nicht schnell genug an, zudem ist der Klang im Hochtonbereich häufiger zu unpräzise und zu verwaschen. Der AVR-1804 hingegen managt die Anforderungen einer akkuraten DVD Audio-Wiedergabe mit erstaunlichen Ergebnissen. Ludwig van Beethovens dritte Symphonie (96 kHz/24-Bit 6-Kanal) erklang lebendig und mit einer sauber herausgearbeiteten Struktur. Selbst die nur sehr schwer ordentlich darstellbaren Streichinstrumente arbeitete der AVR-1804 gut ein, so dass sich die Fortschritte, die günstigere AV-Receiver bei der hochqualitativen Wiedergabe gemacht haben, auch hier tadellos nachvollziehen lassen.

Dolby Pro Logic 2

Die Dolby Pro Logic 2-Integration ist den Denon-Entwicklern meisterhaft gelungenen. Der AVR-1804 distanziert mit seinem prägnanteren Bassbereich, der nochmals mehr Druck und Volumen offeriert, seinen Vorgänger hörbar - und nicht nur der AVR-1803 muss sich "hinten anstellen": Eine vergleichbare Leistung kann momentan auch kein anderer Konkurrent bieten. So klar und präzise, wie der AV-Receiver Stimmen und Instrumente darstellt, kann er selbst bislang eingefleischte Stereo-Liebhaber zu einem "Pro Logic 2-Experiment" bewegen - es lohnt sich, denn die Wiedergabe ist von einer nie übertriebenen, sondern gekonnt-natürlichen Räumlichkeit geprägt, wie ein Klangteppich, der lebendig und frisch über den ganzen Hörraum gelegt wird. Nie erscheint der Sound des AVR-1804 schwer und emotionslos, immer versprüht der AV-Receiver viel Esprit. Mit dieser Auslegung empfiehlt sich der Denon auch für die PL 2-Wiedergabe von CDs mit klassischer Musik, wie sich bei unserer audiphilen Test-CD mit Stücken, die besonders gut für die PL 2-Wiedergabe geeignet sind, heraushören ließ.

Auch bei der Filmtondarstellung im PL 2 Movie-Modus weist der Denon die Konkurrenz knapp, aber hörbar in die Schranken. Er offeriert eine sehr breite, lebendige Surround-Klangkulisse, die stets deutlich beweist, wo die Vorteile von Dolby Pro Logic 2 gegenüber seinem Vorgänger Dolby Pro Logic liegen. Nie wirkt das Klangbild zu monoton und zu mittenbetont, immer bringt der AVR-1804 Bewegung und eine klare Struktur in den Surroundbereich. Auch im PL 2 Movie-Betrieb fällt die äußerst gelungene Stimmwiedergabe positiv auf. 

Stereoklang

Was die Stereoqualitäten angeht, verblüffte uns der Yamaha RX-V740 ganz besonders. Seine äußerst dichte, angenehme Darstellung mit guter Detaillierung erreicht derzeit kein anderer AV-Receiver dieser Preisregionen, auch nicht der Denon AVR-1804. Nicht, dass der Denon keine guten Leistungen im Stereobetrieb erbringen würde - mit seinem ordentlich durchstrukturierten Hochtonbereich und der ansprechenden Basswiedergabe liefert der AVR-1804 Ergebnisse ab, die praktisch auf dem Level des deutlich teureren AVR-2803 liegen - aber die Yamaha-Entwickler haben es geschafft, mit dem RX-V740 einen im Stereobetrieb überragenden AV-Receiver auf die Beine zu stellen. Selbst der anerkannt gute Harman/Kardon AVR-3550 muss sich hier knapp geschlagen geben. Hinter dem HK folgt dann auch der AVR-1804 mit Ergebnissen, die sich immer noch sehr gut "hören" lassen können. Die Instrumental- und Stimmdarstellung möchte dem Denon gut gelingen, ebenso ist der Klang recht lebendig und ausgewogen. Lediglich z.B. das Abklingen eines Pianos oder die Darstellung feiner Zwischentöne bei einer virtuos gespielten Violine zeigen, wie gut der Yamaha RX-V740 alle Anforderungen meistert. Selbst Stereo-Liebhaber mit einiger Hörerfahrung werden überrascht sein, zu welchen Leistungen der Yamaha fähig ist. 

Bewertung Pegelfestigkeit
Bewertung Klang Film
Bewertung Klang Mehrkanal-Musik
Bewertung Klang Dolby PLII
Bewertung Klang Stereo
Fazit

Die Denon-Ingenieure haben ganze Arbeit geleistet, denn der AVR-1804 übertrifft mit seinem ausgezeichneten Leistungsprofil den Vorgänger AVR-1803 in praktisch allen Belangen spür- und hörbar. Dies ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit, denn häufig ist der Nachfolger zwar etwas besser, doch von echter Relevanz für den Praxisbetrieb sind diese Verbesserungen in diesen Fällen nicht. Bei der Akte "AVR-1804" liegen die Dinge aber anders: Der "Newcomer" klingt frischer, dynamischer und voluminöser als der AVR-1803. Nicht, dass der Vorgänger nun ein nicht mehr überzeugendes Gerät wäre - vielmehr hat es die Bewandtnis, dass "das Bessere des Guten Feind" ist: Mit der klassenbesten Pro Logic 2-Integration und den im Vergleich zum AVR-1803 spürbar höher belastbaren Endstufen bietet der neue Denon so viel, dass manche sich fragen werden, ob sich denn der Umstieg auf den rund 400 EUR teureren Siebenkanal-AV-Receiver AVR-2803 überhaupt lohnt. Wir behaupten einmal, dass in vielen Fällen die Entscheidung für den 1804er fallen wird - vor allem diejenigen, die Musik in Stereo hören, werden den "kleinen Bruder" dem größeren Modell vorziehen, denn die Leistungen im Stereobetrieb sind praktisch identisch. Und die Mehrkanal-Fraktion könnte sich höchstens daran stören, dass der 1804er lediglich sechs Endstufen mitbringt. Dieser Nachteil entpuppt sich aber als gar nicht so groß, denn wie bereits beim AVR-1803 kann die Endstufe für den Anschluss von zwei Back Surround-Lautsprechern aufgetrennt werden. Der AVR-2803 bringt zwar die aufwändigere Technik und den aufwändigeren Aufbau mit, wirkliche Unterschiede sind aber nur dann spürbar, wenn man den AV-Receiver in größeren Hörräumen einsetzt. Während man den 1803er ohne Weiteres für Räume bis 30 Quadratmeter empfehlen kann, ist der AVR-2803 bereits für Räumlichkeiten bis 40 Quadratmeter geeignet. Hier sollte sich jeder fragen, welches Anforderungsprofil er an seinen AV-Receiver stellt. Der AVR-1804 kann auch abgesehen von der klanglichen Performance rundherum überzeugen: Seine Ausstattung ist reichhaltig und sinnvoll, die verwendeten Baugruppen sind von sehr guter Qualität. Unser bisheriger Klassenprimus, der Yamaha RX-V740, hat somit einen ernstzunehmenden Konkurrenten erhalten - beide Geräte markieren momentan in der Klasse rund um 600 EUR die Spitze des technisch Machbaren. Welcher der beiden AV-Receiver es letztendlich sein soll, ist eine Frage der persönlichen Prioritäten. Während der Denon mit der klassenbesten Dolby Pro Logic 2-Integration und der klassenbesten Performance der Endstufen bei hohen Lautstärken aufwarten kann, kontert der Yamaha dem besten Stereoklang seiner Klasse und einer unübertroffenen akustischen Gesamtharmonie. Beide AV-Receiver glänzen mit einem aufgeräumten, klaren und sauberen Hochtonbereich und einer sehr guten Stimmwiedergabe. Während der Denon Stimmen noch sensibler darstellt, agiert der Yamaha bei mittleren Lautstärken mit nochmals heftigerem Antritt. Die sonstige Detaileinarbeitung ist bei beiden AV-Receivern auf beachtlichem Level. Insgesamt zeigen beide AV-Receiver, was für einen sehr vertretbaren finanziellen Aufwand in diesen Preisklassen heute machbar ist - Gratulation.

Der AVR-1804 besticht mit seiner exzellenten Pegelfestigkeit und seinem dynamischen Klang
Gesamturteil:
 
  Mittelklasse
Test 09.10. 2003
Preis-/Leistungsverhältnis:
Pro:
  • Hoch belastbare Endstufen

  • Dynamischer Mehrkanal-Musik- und Heimkinoklang

  • Ausgezeichnete Stimmdarstellung

  • Präziser und kraftvoller Bassbereich

  • Beste Dolby Pro Logic 2-Integration seiner Klasse

  • Guter Stereoklang

  • Sehr gute Verarbeitung

  • Einfache Bedienung

Contra:
  • Wie bereits beim AVR-1803: Gelungenes Gesamtkonzept ohne nennenswerte Mängel

Die technischen Daten

Unv. Preisempfehlung: 599,- EUR 
Ausführung: Silber, Schwarz 

Tonformate:
Dolby Digital EX, Dolby Digital 5.1 
DTS-ES Discrete 6.1, DTS-ES Matrix 6.1, DTS 5.1, DTS NEO:6
Dolby Pro Logic II

Extras:
Vollständig diskret aufgebaute Sechskanalendstufe
OnScreen-Display (OSD) – komfortable Bildschirmmenüs
Video-Konvertierung (Video -> S-Video; S-Video -> Video)
Aluminiumfront
32-Bit Melody-DSP von Analog Devices
Großzügig dimensionierter Aluminiumkühlkörper (kein Lüfter)
Stromversorgung mit zwei parallel geschalteten Gleichrichterdioden und geschirmtem Netztransformator
Schraubklemmen für das gesamte Surround-Lautsprecherset inklusive 2 SurroundBack-Anschlüssen
A/B-Umschaltung-Hauptlautsprecher
Bassmanagement / Vier Übernahmefrequenzen
Audio/Video-Eingang auf der Frontseite
RDS-Tuner mit Radiotext 
Ergonomische Multifunktions-Fernbedienung mit GLO-Keys

Anschlüsse:
Audio:
8 x Analog-Eingänge (inkl. Phono) ; 6-Kanaleingang; Digital-Eingänge (4 x optisch, 1 x koaxial)
1 x Vorverstärkerausgang Subwoofer; 3 x Analog-Ausgänge; Digital-Ausgang (1 x optisch)

Video:
Eingänge: 2 x Komponenten; 5 S-Video; 5 Composite
Ausgänge: 1 x Komponenten; 3 S-Video; 3 Composite (inkl. Monitor)

Daten: 
Ausgangsleistung (an 6 Ohm, 1kHz, 0,7 % Klirr): 6 x 125 Watt
Abmessungen (B x H x T): 434 x 171 x 417 mm
Gewicht: 11,7 kg 

Test: Carsten Rampacher
Assistent: Matthias Walther-Richters

09. Oktober 2003