Exklusivtest: Was können die neuen Pioneer VSX-415 und VSX-915?

04.05.2005 (cr) 

In schwarz eingetroffen: Der VSX-415 (219 €, oben), in silbern bei uns im Testraum: VSX-915 (399 €)

Overview

Pioneer ist eine der wenigen Marken auf dem Weltmarkt, die eine Produktpalette bieten, aus der man sich getrost seine komplette AV-Anlage aufbauen kann. Ganz gleich, ob DVD-Spieler, AV-Receiver oder sogar Plasmabildschirme oder Lautsprecher - ein konsequenten Qualitätsdenken, in hohen wie auch in niedrigen Preisklassen, haben zu einem durchschlagenden Erfolg von vielen Komponenten aus dem Portfolio auch bei uns im Testraum geführt.

Nun steht die nächste Generation von Pioneer AV-Receivern in den bürgerlichen Preisklassen parat, gleich von der ersten Testsamples-Charge sind zwei Modelle bei uns im Testraum eingetroffen: Der VSX-415 zum Knallerpreis von 219 € sowie der VSX-915 mit Komplettausstattung für 399 €.

Mit dem Preisbrecher VSX-415 hat Pioneer qualitätsorientierte AV-Einsteiger im Visier, die für den fairen Kaufpreis einen 5-Kanal-Receiver mit Virtual Surround Back (kompatibel mit Surround EX und DTS-ES) erhalten. Die einfache Bedienung durch Quick Setup soll auch Heimkino-Einsteiger nicht verwirren. Besonders hervorzuheben ist, dass Pioneer bereits bei diesem preiswerten, in silbern und schwarz lieferbaren Basismodell auf Bananenstecker-geeignete Lautsprecher-Schraubanschlüsse setzt.  Mit einer Ausgangsleistung von 5 x 80 Watt ist der AV-Receiver für kleinere bis mittlere Hörräume gut gerüstet. 192 kHz/24-Bit Audio-D/A-Wandler sollen zusammen mit dem Motorola DSP mit hoher Rechengeschwindigkeit eine tadellose Klangqualität sicherstellen. 

Fast das Doppelte kostet der VSX-915 - doch dieses Modell hat es absolut in sich: Sieben Endstufen alleine sind nichts Besonderes - diese bietet, exakt für den identischen Preis (399 €), auch der Herausforderer Denon AVR-1905. Aber Pioneer legt mächtig nach, denn der wahlweise in schwarzer oder silberner Ausführung lieferbare 915er beeindruckt mit der aufwändigen MCACC-Vollversion und einem WMA9-Pro-Decoder. Ebenfalls können die beiden Back Surround-Endstufen wahlweise fürs Front Bi-Amping benutzt werden, wenn man entsprechend belastbare Frontlautsprecher einsetzt. Sehr zu loben sind auch die drei YUV-Eingänge, in dieser Preisklasse liefern viele Konkurrenten, wenn überhaupt, nur zwei Komponenten-Eingänge mit. Auch alles andere als selbstverständlich ist die vorprogrammierte UND lernfähige Fernbedienung mit LC-Display. Dass Pioneer hier extrem viel fürs Geld bietet, dokumentiert auch der Front AV-Eingang. 

Verarbeitung

Optisch ähneln sich die beiden neuen Pioneer-AV-Receiver, beide Modelle erfreuen mit ihrer gefälligen, nicht aufdringlichen Erscheinung. Dass die Gerätefront aus Kunststoff ist, kann man gerade beim VSX-415 nicht als wirklichen Nachteil ansehen. In dieser günstigen Preisklasse ist der Einsatz von Kunststoff absolut zu tolerieren. Beim größeren 915er hingegen könnte auch durchaus schon Aluminium Verwendung finden, wie es beispielsweise der Denon AVR-1905 bietet. 

Der Gerätestandfuß des VSX-415

Der Gerätestandfuß des VSX-915

Zwar kein Netzschalter, nur ein Standby-Knopf, dafür aber optisch elegant

Die Anmutung des verwendeten Materials ist auf jeden Fall gut. Interessant ist, dass sich die Güte der Außenverarbeitung kaum unterscheidet, selbst der kleine 415 trumpft bereits mit soliden, allerdings schwarzen und nicht silberfarbenen Gerätstandfüßen auf. Auch verfügt er, sehr lobens- und erwähnenswert, trotz des niedrigen Kaufpreises bereits über Bananenstecker-geeignete Lautsprecherschraubanschlüsse. 

Das Display löst recht fein auf und ist sorgfältig integriert

Die Displays beider Modelle sind identisch, sie bieten zwar keine richtige DOT-Matrix-Auflösung, unterscheiden sich aber auch von grob auflösenden Billigvarianten, so dass man mit dem Gebotenen zufrieden sein kann. Die etwas kleinen, zahlreichen Funktionstasten sorgen für etwas Unruhe im ansonsten gelassenen Design. Die Lautstärkedrehregler beider Modelle sind recht simpel gelagert, lassen sich jedoch mit befriedigender Präzision drehen und sehen darüber hinaus prima aus. 

Zwar aus Kunststoff, macht aber trotzdem etwas her: Gerätefront des VSX-915 mit gut aussehendem Lautstärkedrehregler

Großer Unterschied: Oben die recht kleine, eher kostengünstig hergestellte VSX-415-Fernbedienung, unten die große, schon fast luxuriöse Fernbedienung des VSX-915

Kommen wir zu den mitgelieferten Fernbedienungen, die völlig unterschiedlich sind. Die sehr kleine Fernbedienung des VSX-415 hält nur das Nötigste in Punkto Funktionsumfang bereit, während der IR-Befehlsgeber des 915ers sich selbst in der 600 €-Liga gut machen würde, eine schicke Optik ist hier gepaart mit einer ordentlichen Verarbeitung. Zudem ist die Fernbedienung vorprogrammiert und lernfähig. Sie weist ein kleines LC-Display mit Anzeige der gerade aktiven Funktionsebene auf.  Während beim VSX-415 das Lautsprechersetup manuelle ausgeführt wird, ist der 915er bereits mit der vollautomatischen Version von MCACC ausgestattet. Das mitgelieferte Mikrophon ist recht klein und leicht. 

Der VSX-415 ist für einen knapp über 200 € kostenden AV-Receiver sauber aufgebaut

Der VSX-915 ist optisch ähnlich aufgebaut

Der Trafo des VSX-415

Der Trafo des VSX-915

Die Elkos des VSX-915

Die Elko-Sektion beim VSX-415

Seitlicher Blick auf das Innenleben des VSX-415

Das Innere des VSX-915 aus seitlicher Sicht

Von Innen betrachtet konnten beide Pioneer AV-Receiver mit einem sauberen Innenaufbau punkten. Auch der preiswerte VSX-415 ist keine windig zusammengeschusterte Klapperkiste, sondern überzeugt mit einem klar strukturierten Aufbau, nur wenige Kabel finden Verwendung und sind ordentlich verlegt. Die Netzteilplatine und die Endstufen-Sektion an sich hinterlassen ebenfalls einen guten Eindruck. Ähnlich aufgebaut präsentiert sich auch der VSX-915, bei dem, bedingt durch die andere Endstufensektion, einige Baugruppen allerdings anders dimensioniert sind.

Fazit der Rubrik „Finish / Verarbeitung“

Beide Pioneer-Modelle gefallen mit ordentlicher Außenverarbeitung und sauberem Innenaufbau. Beim VSX-915 könnte die Front aus Alu bestehen, sehr gut ist, dass beide Modelle sowohl Lautsprecher-Schraubverschlüsse als auch solide Gerätestandfüße aufweisen.  Das Display ist in Ordnung, so dass sich bilanzierend keine echten Schwachstellen ausfindig machen. Der größere der beiden Receiver hat die weitaus hochwertigere Fernbedienung vorzuweisen. 

Bewertung VSX-415
Bewertung VSX-915
Ausstattung/Anschlüsse

Sehr lobenswert: Bereits der VSX-415 verfügt über Bananenstecker-geeignete Lautsprecheranschlüsse. Der VSX-915 trumpft mit 3 YUV-Eingängen und 7.1-Preout auf

VSX-415:

Mit einer Ausgangsleistung von 80 Watt pro Kanal reicht die Leistung, zumindest auf dem Papier, für die Beschallung kleinerer  bis mittelgroßer Hörräume um die 25 Quadratmeter aus. Der VSX-415 ist ein reines Fünfkanalgerät ohne PLIIx und ohne DTS Neo:6. Löblich ist, dass Pioneer dem VSX-415 insgesamt acht Advanced Surround-Betriebsarten - darunter versteht man die hauseigenen DSPs - inklusive 5-Kanal-Stereo gegönnt hat, so dass die DSP-Sektion ordentlich bestückt ist.  Der Anwender hat außerdem die Möglichkeit, mittels der "Effect"-Taste auf der Fernbedienung die Effektintensität zu beeinflussen. 192 kHz/24-Bit Audio-D/A-Wandler sollen eine gute Klangqualität sicherstellen. Eine Bass- und Höhenanhebung für vollen Klang bei geringer Lautstärke stellt die "Loudness"-Funktion sicher, die auch der VSX-915 mitbringt. 

Der Zwang zum Sparen wird bei der Anschlussbestückung deutlich, denn hier ist mit gerade einmal 3 Digitaleingängen nicht viel zu holen. Wer einen größeren Gerätepark digitaler Zuspieler  nutzt, sollte sich daher eher nach oben orientieren und einen teureren, anschlussseitig besser ausstaffierten AV-Receiver einkaufen. Auch nicht optimal ist der aufgesplittete 5.1-Eingang, der als Front L/R den normalen analogen 2-Kanal-Eingang von "DVD/LD" nutzt. Hier wäre ein kompletter 5.1-Eingang eindeutig sinnvoller gewesen. Die Videosektion ohne YUV- und S-Video-Beschaltung ist sehr schlicht. 

Dass das Gerät eher simpel gestrickt ist, verraten uns auch die Subwoofer-Übernahmefrequenzen, die mit 100, 150 und 200 Hz sehr grob gerastert sind. Wir vermissen zumindest zusätzlich eine 80 Hz- und eine 120 Hz-Einstellmöglichkeit. Auch das Lautsprechersetup, wahlweise in 3 Schritten (LS-Konfiguration, Hörraumgröße, Sitzposition) als Quicksetup oder aber in der ausführlicheren, normalen Version durchführbar, ist zwar simpel in der Handhabung, glänzt aber nicht durch Vielfältigkeit bei der Optionswahl. 

VSX-915:

Optisch im Vergleich zu früheren Modellen etwas verändertes Einmessmikrophon des VSX-915

Kompletter Front-AV-Eingang beim VSX-915

Der VSX-915 präsentiert sich hingegen als wahres Ausstattungswunder. Nicht nur seine Siebenkanalendstufe mit 100 Watt Leistung pro Kanal dokumentiert dies, sondern auch das reichhaltige Decodersortiment, das neben Decodern für DD-EX, DTS-ES, DTS 96/24, PLIIx und DTS Neo:6 auch einen WMA9 Pro-Decoder enthält, der sich z.B. für die Decodierung von HD-DVD-ROMs und Video-on-Demand-Anwendungen eignet.

Ebenfalls brilliert der VSX-915 mit MCACC für die Einmessung des Lautsprechersystems. Während die Konkurrenz überwiegend, wenn überhaupt, in diesen Preisregionen meist nur mit einer Einmessung für die Basisparameter (LS-Größe, LS-Entfernung vom Hörplatz, LS-Pegel) ausgestattet sind, liefert Pioneer gleich einen 5-Band-EQ mit, der die einzelne Box ihren Fähigkeiten entsprechend einmisst. Auch manuell ist der EQ nutzbar, es stehen sogar gleich 2 Speicherplätze für Justagen zur Verfügung - vorbildlich. 

Genauso wie beim VSX-415 ist eine DSP-Sektion mit an Bord, die allerdings ein DSP-Programm mehr umfasst. Dass der 915er sehr gut ausgestattet ist, beweist uns auch die Anschlusssektion, denn hier stehen fünf Digitaleingänge und gleich drei YUV-Inputs auf der Habenseite. Natürlich fehlt auch eine S-Video-Beschaltung nicht. Sogar ein 7.1 Preout ist vorhanden. Kritik gefallen lassen muss sich Pioneer mit der auch hier praktizierten Schmalspurlösung für den Mehrkanaleingang (siehe VSX-415). Dafür entschädigt der 915er mit einem kompletten Front AV-Eingang, der, wenn er nicht benötigt wird, unter einer Abdeckklappe verschwindet.  

Weitere Ausstattungsmerkmale umfassen flexibel einsetzbare Back Surround-Endstufen - die beiden Verstärkerblöcke können nicht nur für die Versorgung einer weiteren Hörzone verwendet, sondern sogar für Front Bi-Amping eingesetzt werden. Weitere Multiroom Optionen fehlen allerdings, Videosignale können nicht in eine 2. Hörzone transportiert werden. Die Subwooferübernahmefrequenzen zeigen sich hier tadellos in Form, auch eine 50- und eine 80 Hz-Einstellung ist verfügbar. 

Fazit Ausstattung/Anschlüsse:

Der Pioneer VSX-415 erfüllt die Grundbedürfnisse von AV-Einsteigern, die einen kleineren Hörraum haben und eine nicht überbordende Geräteperipherie einsetzen. Gut: Die DSP-Sektion. Der VSX-915 lässt keine echten Ausstattungslücken erkennen und wird auch schon den Ansprüchen von qualitäts- und kostenbewussten Aufsteigern gerecht. 

Bewertung VSX-415
Bewertung VSX-915
Bedienung

Das Navigationskreuz ist bei der 415er-Fernbedienung (Bild links) etwas zu klein. Die umfangreiche Beschriftung erfordert in beiden Fällen etwas Gewöhnung und gute Sehfähigkeit

Recht zahlreiche, etwas kleine Bedienelemente auf der Front des VSX-915, die aber einen guten Druckpunkt aufweisen

Das gleiche Bedienschema auch beim VSX-415. Für eilige Zeitgenossen bieten beide AV-Receiver ein "Quick Setup" für eine schnelle Grundkonfiguration des LS-Systems

Das Handling beider Pioneer AV-Receiver gestaltet sich im Großen und Ganzen problemlos. Nicht ideal für den Einsatz im abgedunkelten Raum geeignet ist jedoch die unbeleuchtete Fernbedienung des VSX-415, die insgesamt sehr klein ausfällt und deren Tasten aus diesem Grunde auch recht nah beieinander liegen, was die Verwechslungsgefahr bei der raschen Bedienung erhöht. Da hilft es auch nicht viel weiter, dass das Navigationskreuz recht zentral positioniert ist. Das prinzipielle Setup ist sehr einfach verständlich und schnell erledigt, auch Einsteiger sind hier nicht überfordert. Beim VSX-915 ist es ebenfalls kein Problem, die komplette Einsatzbereitschaft des AV-Receivers sicherzustellen. MCACC funktioniert problemlos und liefert gute Resultate, der Einpegelvorgang allerdings ist etwas langwierig. Yamaha kann dies mit der aktuellen YPAO-Generation besser, zugleich ist die Präzision sogar noch etwas höher als beim Pioneer-Pendant. Die Fernbedienung des 915ers ist recht groß und liegt gut in der Hand, nur die Navigationseinheit ist zwar gut positioniert, aber etwas klein. Praktisch ist das kleine LC-Display für die gerade aktive Funktionsebene. Nicht ganz optimal sind die zahlreichen, etwas zu kleinen Bedientasten auf der Gerätevorderseite bei  beiden AV-Receivern. Das Display ist gut ablesbar und bietet eine angenehme Darstellung.

Bewertung VSX-415
Bewertung VSX-915
Testequipment
Klang

Pegelfestigkeit

Der kleine VSX-415 sorgte hier für eine echte Überraschung, denn er erwies sich als wirklich pegelfest. Wir setzten bewusst Standlautsprecher (vorn: Infinity Beta 50, hinten Infinity Beta 40) ein, um herauszufinden, ob ein so günstiger AV-Receiver überhaupt mit Standlautsprechern zurechtkommt. Die Beta-Lautsprecher machen es dem AV-Receiver durch den sehr guten Wirkungsgrad zwar nicht allzu schwer, aber wir setzten für die ersten Testläufe keinen zusätzlichen aktiven Subwoofer, eigentlich Pflichtprogramm bei einem so preiswerten AV-Receiver, ein. Und siehe da: Der 415er bot eine besonders im Bassbereich überzeugende Leistung. Der Kenwood KRF-V5090, für 249 € zusätzlich noch mit EX-Decodern und Pre-Outs für den Anschluss einer Zweikanal-Endstufe für den 7.1 Betrieb ausgestattet, hat in Bezug auf die Pegelfestigkeit wenig Chancen gegen den standfesten kleinen Pioneer, der sogar den kleinen Denon-Modellen (AVR-1705, AVR-1905) bedrohlich nahe rückt. Nimmt man dann noch einen aktiven Subwoofer zur Hilfe, was naturgemäß besonders bei der Wiedergabe von effektbetontem Filmmaterial hilfreich ist, kann man wirklich von einer sehr gelungenen Performance sprechen.

Der VSX-915 gefällt ebenfalls durch seine souveräne Vorstellung, er macht alles noch weitaus und deutlich hörbar gelassener als der kleinere 415er. Der Bass hat bei hohen Pegeln noch mehr Nachdruck, und die Stimmen sind auch bei großer Lautstärke noch  besser verständlich als  beim kleinen Modell. Verglichen mit den Konkurrenten setzt sich der Pioneer klar an die Spitze, denn er schließt schon zur 600 €-Preisklasse auf und verweist dort einige Konkurrenten in die Schranken: Weder der Denon AVR-2105 noch der Onkyo TX-SR602E können sich gegen den überragenden Pioneer behaupten! Er spielt beide Konkurrenten mit einer Gelassenheit an die Wand, die uns überwältigte: Im All Channel-Stereo-Modus ohne aktiven Subwoofer tobte der 915er mit massivem Bassdruck durch unseren über 40 Quadratmeter messenden Hörraum. Eine Leistung, die absolut seinesgleichen sucht und dem Pioneer nicht nur in seiner Preisklasse, sondern auch noch deutlich darüber eine Sonderstellung beschert. Nie wirkt das Gerät überfordert oder schrill, immer  bringt der VSX-915 cool seine Leistung. 

Filmton und Musikwiedergabe Dolby Digital/DTS

Und wiederum spielt sich der VSX-415 als absolut vollwertiger AV-Receiver nach vorne.  Er sorgt beim zweiten Teil vom "Herrn der Ringe" mit seiner kräftigen, nachdrücklichen Wiedergabe für Furore. Natürlich, der 915er agiert gerade in den Szenen, in denen schiere Kraft gefragt ist, noch gekonnter, indem er die Effekte mit mehr Kraft durch den Hörraum schickt und gleichzeitig sauberer und noch eine Idee schneller aufbaut. Aber der VSX-415 hat einen Stand erreicht, für den man noch vor kurzem rund 400 € hinlegen durfte - Respekt.

Das Raumgefühl (Sequenz aus "X2", "Fluch der Karibik",  DTS Demo 8), das der VSX-415 vermittelt, ist ebenfalls überraschend gut. Er schafft es geschickt, dass die Gesamtakustik weder zu dünn noch zu oberflächlich-dick aufgetragen erscheint, sondern mit einem stimmigen Volumen und sogar einer ordentlichen Detaileinarbeitung punkten kann. Die Präzision jedoch muss man immer in Bezug auf die Preisklasse sehen, denn wer auf der Suche nach feinfühliger Detaileinarbeitung und höchst exakt ausgerichteten Effekten ist, sollte die 200 €-Liga am besten komplett von der Liste streichen. Für seine Preisklasse jedoch meistert der 415er alles Hürden mit Bravour und zeigt, dass die akustischen Grundbedürfnisse auch fernab hoher Investitionen sehr gut gestillt werden. Im direkten Vergleich leistet der 915er noch bessere Arbeit - und nicht nur das: Er überzeugt derart, dass sich manche 600 €-Offerten sich sehr warm anziehen müssen, denn der komplette Sound des Pioneer ist praktisch ohne Schwächen: Der Receiver tritt dynamisch an, spielt höchst angenehm und punktet zusätzlich mit seiner prima Detaileinarbeitung, gerade in diesem Punkt kann er den VSX-814 als Vorgänger hörbar übertreffen. Der 814er bot aber auch nicht einen so frischen Hochtonbereich, er wirkte bedeckter, weniger durchsichtig und verschluderte Details, die der 915er akribisch aufgreift und gut einarbeitet, wie sich z.B. beim 2. Teil des "Herrn der Ringe" nachvollziehen lässt. Auch den Music Score baut der VSX-915 hier mit mehr Spannung auf und verteilt Hintergrundeffekte mit mehr Sorgfalt im Hörraum.  Insgesamt bieten einige Topliner der 600 € Liga wie z.B der Denon AVR-2105 noch mehr Feingefühl, Esprit und Transparenz, aber der wohl strukturierte, kraftvolle Bass des VSX-915 braucht sich selbst vor solchen Modellen nicht zu verstecken.

Geht es um die Wiedergabe von Multichannel-Musik, so ist es keinesfalls so, dass der VSAX-415 nun direkt ausgemustert gehört. Er klingt ganz im Gegenteil sehr gefällig und harmonisch und bewegt sich auch in den Punkten Präzision und Hochtonbrillanz auf einem Level, der in Anbetracht des Kaufpreises auf jeden Fall als ansprechend angesehen werden kann. Er eignet sich besser für die Wiedergabe von raumfüllender, effektbetonter Musik als zur Darstellung von Musikstücken, bei deren Wiedergabe es stark auf Feinfühligkeit und Abstufung des Hochtonbereiches ankommt. Für Klassik- und Jazzfreunde ist aber auch der VSX-915 nicht ohne weiteres zu empfehlen, denn er spielt zwar sehr dynamisch und direkt auf, was ihn für Rock- und Pop-Hörer sowie für Trance-, Dance- und HipHop-Fans zu einer äußerst empfehlenswerten Alternative macht, aber gerade derjenige Hörer, der auf eine sorgfältig-detailverliebte Wiedergabe Wert legt, sollte sich grundsätzlich in deutlich höheren Preisregionen umtun. Hier ist allgemein von Modellen < 700 € eher abzuraten. Im Vergleich zum 415er bietet der 915er das hörbar bessere Leistungsgefühl, er trennt Stimmen und Instrumente noch sauberer und erfreut mit seinem direkten Antritt. Fazit: Für ihr Geld machen beide Pioneer Receiver ihre Sache ausgesprochen gut, damit stehen sie im Vergleich zur Konkurrenz momentan blendend da. Zu loben ist die kräftige Auslegung beider Modelle, die es möglich macht, die Komponenten auch in Verbindung mit einem ordentlichen, größer dimensionierten LS-System zu  betreiben.

DSP-Sektion/Surround-Aufpolierer

Obwohl nur mit normalem PLII (kein PLIIx, da reines 5-Kanal-Gerät) ausgestattet, sind die Ergebnisse des VSX-415 als beachtlich einzustufen. Er schafft im Music-Modus ein sehr gutes Raumgefühl, das eine natürliche Ausstrahlung mitbringt. Der Hochtonbereich ist gut, wenngleich es etwas an Brillanz fehlt, im Gegenzug sorgt die zurückhaltende Auslegung dafür, dass durchaus beträchtliche Lautstärken gefahren werden können, da es bei hohen Frequenzen nicht zu einer gefürchteten, schrillen Wiedergabe kommt. Der VSX-915 kann hier noch deutlich besser gefallen, denn der Hochtonbereich wirkt klarer und aufgeräumter, die Wiedergabe ist prägnanter, trotzdem nie zu aggressiv, eine hervorragende Auslegung, die einen gerade für diese Preisregion nahezu optimalen Kompromiss darstellt. DTS Neo:6 fällt hier im Vergleich zu PLIIx (beim 915 mit allen Einstellmöglichkeiten und Game Mode) etwas ab, der Sound wirkt nicht so dicht, das Volumen ist nicht so groß, zudem klingt es in akustisch lebendigen Räumen etwas zu hallbetont. 

Übrigens ist Pioneers eigenes "Music"-Programm aus der Sparte der Advanced Surround-Programme wirklich gelungen, denn es wird eine hohe räumliche Weite, gepaart mit einem sehr guten tieffrequenten Volumen geboten. Die Effektintensität kann bei allen Pioneer DSPs vom Anwender reguliert und Hörraum sowie dem eigenen Geschmack angepasst werden. Weitere klangbeeinflussende Möglichkeiten tun sich beim 915 in Form des einstellbaren Acoustic EQ auf, der neben zwei Custom-Einstellungen auch "All Channel" (keine besondere Betonung eines Kanals) oder "Front Align" (Klangabstimmung des gesamten Systems auf die Front-LS) beinhaltet. In den "Custom"-Einstellungen kann der Anwender sein eigenes EQ Setup niederlegen (2 Speicherplätze). Von den Speichern kann dann z.B. einer für eine musikorientierte und einer für eine auf Filmton ausgerichtete Justage verwendet werden. Praktisch bei der manuellen EQ-Einstellung: Durch eine "Over"-Anzeige im Display signalisiert der VSX-915, dass die gewählte Frequenzanhebung zu drastisch ausfällt und dadurch zu klanglichen Disharmonien führt. Die Anzeige erlischt, wenn alles wieder "im grünen Bereich" ist. Um einen Bezugspunkt und keine völlig flache EQ-Kurve zu erhalten, empfiehlt Pioneer, zunächst eine automatische MCACC-Messung durchzuführen und anschließend manuell zu optimieren. 

Stereo

Hier tut sich der VSX-415 erwartungsgemäß etwas schwer, denn so sehr er auch um ein harmonisches Klangbild bemüht ist, so deutlich fallen hier auch einige akustische Mängel ins Gewicht, die für die Preisklasse nicht weiter tragisch, für den ambitionierten Zweikanalhörer aber trotzdem bedauerlich sind. Die Wiedergabe ist etwas schleppend, der Klang zu stark an die Lautsprecher gebunden, dadurch wird kein guter virtueller Bühnenaufbau möglich. Gut: Das Volumen im Bassbereich sowie der gute Mittel- Hochton-Übergang. Wenig zu kritisieren gibt es beim VSX-915, der natürlich auch keine audiophilen Rekordleistungen stemmt, aber doch insgesamt überraschend gut klingt. Vor allem der deutlich frischere und lebendigere Hochtonbereich geben den Ausschlag dafür, dass der VSX-915 durchaus für Stereohörer mit leicht gehobenem Anspruch zu empfehlen ist, während für Hörer mit größerem Hörerfahrungsfundus und entsprechender Anspruchshaltung hier erwartungsgemäß keine Empfehlung ausgesprochen werden kann. Hier raten wir zum parallelen Betrieb des bisher verwendeten reinen Stereoverstärkers, während der VSX-915 als leistungsstarke und preiswerte Surrounderweiterung für eine 7.1 Anlage verwendet werden kann. 

Bewertungen Pegelfestigkeit:
VSX-415: 
VSX-915: 
Bewertungen Mehrkanal-Klang Filmton/Musik:
VSX-415:
VSX-915:
Bewertungen DSP/Surroundaufpolierer:
VSX-415:
VSX-915:
Bewertungen Stereo:
VSX-415:
VSX-915:

Fazit:

Glückwunsch, Pioneer! Zwei neue AV-Receiver zum Kampfpreis für einen großen Praxistest vorbeigeschickt, und ein praktisch lupenreines Erfolgserlebnis, so etwas kommt nicht alle Tage vor, vor allem nicht in diesen günstigen Preisregionen. Der VSX-415 entpuppt sich nicht als klanglich schwaches Angebot zum Lockvogelpreis, sondern als akustisch ausgereifter AV-Receiver, der klanglich deutlich vor ansonsten in diesen Preisregionen favorisierten Komplett- oder Slimline-Lösungen liegt und auch bei den AV-Receivern mit normalen Gehäuseabmessungen in der direkten Konkurrenz glänzend dasteht. Da der 415er auch optisch gefällig und solide auftritt und selbst im Geräteinneren akkurat verarbeitet ist, lassen sich nur schwer echte Schwachpunkte ausfindig machen.

Der VSX-915 lieferte in unseren Testläufen eine höchst beeindruckende Vorstellung ab und bewies, dass für 400 € ein sehr klangstarker AV-Receiver auf die Beine gestellt werden kann. Besonders überzeugte die erstklassige Pegelfestigkeit, selbst ohne die tatkräftige Unterstützung eines aktiven Subwoofers waren die Leistungen hervorragend. Der Pioneer managt hohe Lautstärken im leistungsintensiven All Channel Stereo-Mode mit einer Gelassenheit, die manches 600 €-Gerät nicht bietet. Zudem tritt er dynamisch an und hat einen im Vergleich zum Vorgänger verbesserten, nun brillanter klingenden Hochtonbereich. Die Ausstattung ist komplett, die Fernbedienung für die Preisliga luxuriös - der VSX-915 wird zur neuen Benchmark seiner Klasse und macht noch deutlich teureren Konkurrenten mehr Druck, als ihnen lieb sein kann. 

VSX-415: Klanglich überzeugender, grundsolider Fünfkanal-Receiver zum Schnäppchenpreis

Einsteigerklasse
Test 04. Mai 2005
Preis-/Leistungsverhältnis:
VSX-915: Mit erstklassiger Pegelfestigkeit, hoher Dynamik und reichhaltiger Ausstattung wird der VSX-915 unsere neue Benchmark in seiner Preisliga

Mittelklasse
Test 04. Mai 2005
Preis-/Leistungsverhältnis:

Test: Carsten Rampacher
04. Mai 2005