Test: AV-Receiver Pioneer VSX-D912

Wir danken unserem Kooperationspartner HiFi-Regler für das Bereitstellen der Hörräume und des Testequipments

Ausstattung

"Be a Pioneer", sei ein Pionier: Die Firma mit dem Pioniergeist im Namen bringt wieder eine neue Innovation, nämlich den ersten AV-Receiver der 800 EUR-Preisklasse mit vollautomatischer Lautsprecher-Kalibrierung M.C.A.C.C. (Multichannel Acoustic Calibration System). Der nagelneue VSX-D912 ist nur in silberner Version erhältlich und kostet genau 799 EUR. Außer dem aufwändigen M.C.A.C.C. bringt er noch eine Menge weitere Features mit: So Endstufen mit 6 x 100 Watt Leistung (DIN, 1 kHz, 8 Ohm), Decoder für Dolby Digital 5.1/DTS 5.1, Dolby Digital EX, DTS ES Discrete/Matrix 6.1, DTS Neo:6, Dolby Pro Logic 2 (leider ohne Einstellmöglichkeiten im Music Mode) und sogar für DTS 96/24. Die sechste Endstufe für den Back Surround Kanal ist außerdem auftrennbar, so dass anstatt einem auch zwei Back Surround Lautsprecher angeschlossen werden können. Zusätzlich kommt der Pioneer mit verschiedenen DSP-Programmen und einer vorprogrammierten sowie lernfähigen Fernbedienung. 

Nach dem Auspacken fällt die hochwertige Aluminium-Frontplatte auf, die dem Gerät ein gediegenes Aussehen verschafft. Dass dieses Nobel-Image bedauerlicherweise bei genauerem Hinschauen leichte Kratzer erhält, liegt in der Materialwahl der Klappe begründet, hinter der sich, eigentlich wohlverstaut, die weniger oft benötigten Bedienelemente verbergen. Diese Klappe ist nämlich lediglich aus Kunststoff gefertigt, was man bei sehr genauem Hinschauen auch ohne haptische Experimente optisch erfassen kann, da die Oberflächenstruktur des Materials eine leicht andere ist. Dies ist wirklich etwas schade, denn das Anschlussfeld auf der Geräterückseite zeigt sich in sehr guter Verarbeitungsqualität. Das Display ist nett anzusehen, durch die recht große Gerätehöhe und -tiefe macht der VSX-D912 zudem einen stattlichen, vollwertigen Eindruck. Die Qualität der mitgelieferten Fernbedienung ist für diese Preisklasse voll in Ordnung. 

Erfreulich fällt die Bestückung mit digitalen Eingängen aus: Fünf Digitaleingänge bringt der VSX-D912 mit, darunter einer an der Gerätefront. Auch einen 7.1-Input gibt es, allerdings mit gewöhnungsbedürftiger Belegung: Während sich die Anschlüsse für den Center, den Subwoofer sowie die Surround- und Back Surround-Kanäle sich an ein und der selben Stelle befinden (wie man es von 5.1- bzw. 7.1-Eingängen gewohnt ist), benutzt man als Eingänge für die beiden Frontkanäle die normalen 2-Kanal-Cinch-Inputs des "DVD"-Eingangs. Selbstverständlich offeriert der VSX-D912 eine komplett S-Video-beschaltete Videosektion, bedauerlicherweise fehlen aber die bei den meisten Konkurrenzmodellen mitgelieferten YUV-Anschlüsse. 

Für Bassliebhaber interessant ist die "Plus Bass"-Einstellung, die man bei angeschlossenem aktivem Subwoofer mittels des Menüs auf dem Gerätedisplay anwählen kann. In der "Plus"-Einstellung gibt der aktive Subwoofer auch dann Bässe aus, wenn die Front-LS auf "large" justiert sind. 

Für DSP-Freunde liefert Pioneer auch verschiedene "Advanced Surround"-Programme mit. "Advanced Movie" soll die laut Anleitung "entspannte" Umgebung eines Kinos simulieren. In der Praxis hört man keinen nennenswerten Unterschied zur normalen Wiedergabe. "Advanced Music" schafft ein etwas besseres Raumgefühl, liefert dafür aber auch etwas mehr Hall. Diese Betriebsart soll die akustische Umgebung eines großen Konzertsaals simulieren. Ferner mit an Bord: "TV Surround", er ist für Stereo- und Mono-TV-Quellen vorgesehen und soll vor allem bei älteren Mono-Filmen von Nutzen sein. Für "Sportprogramme mit viel Action" eignet sich nach Pioneer-Vorstellungen das Sport-DSP, hier sollen Aktivitäten, die sich eigentlich im Hintergrund abspielen, besser hörbar gemacht werden. Um Stereo-Quellen mehr Klangtiefe zu verleihen, kann der "Expanded"-Modus eingesetzt werden. Dieser Modus kann bei Dolby Pro Logic verwendet werden, um einen Stereosoundeffekt für die Surroundkanäle zu erhalten. Für die Party-Fraktion gibt es auch ein Sechskanal-Stereo-Programm, für Surround-Klänge via Kopfhörer liefert Pioneer ein Headphone Surround-DSP mit. 

Insgesamt bietet Pioneer mit dem VSX-D912 einen hervorragend ausgestatteten AV-Receiver an, dessen besonders hervorhebenswertes Merkmal ohne Zweifel die vollautomatische M.C.A.C.C.-Funktion ist. Doch auch sonst bringt der Pioneer viele Vorzüge mit, so ein sehr gut ausgestattetes Anschlussfeld, dem leider nur die bei der Konkurrenz üblichen YUV-Anschlüsse fehlen, einen DTS 96/24-Decoder sowie die Möglichkeit, den Back Surround-Kanal für den Anschluss von zwei Back Surround-Lautsprechern zu splitten. Dazu gibt es ein reichhaltiges DSP-Angebot und eine sehr gute Verarbeitung  - mit einer Ausnahme: Die Klappe, hinter der sich auf der Gerätefront die weniger oft benötigten Bedienelemente befinden, ist aus Kunststoff. Hier wäre ebenfalls Aluminium, wie für die restliche Vorderseite, die eindeutig hochwertige und gefälligere Lösung gewesen. 

Bewertung
 
Bedienung

Heimkino-Neulinge werden M.C.A.C.C. aufgrund der einfachen Bedienung ebenso sehr zu schätzen wissen wie Heimkinofans, die eine wirklich erstaunlich genaue Anpassung des AV-Receivers an das Lautsprechersystem und an die akustischen Bedingungen im Hörraum wünschen. Die korrekte Arbeit mit M.C.A.C.C. und die Funktionsweise:

Voraussetzung: Es sollte möglichst leise im Hörraum sein, damit M.C.A.C.C. alle Boxen korrekt einpegeln kann. Ebenso muss das mitgelieferte Mikrophon an der dazugehörigen Buchse auf der Vorderseite des AV-Receivers (Mikrophon-Anschluss unter der Klappe) angeschlossen werden. Das Mikrophon ist an der üblichen Hörposition aufzustellen.

  1. Subwoofer, falls angeschlossen, unbedingt einschalten.

  2. Auf der Fernbedienung die "Receiver"-Taste drücken.

  3. M.C.A.C.C.-Setup-Taste drücken.

  4. Ist der Geräuschpegel im Hörraum zu hoch, blinkt der Schriftzug "Noisy" im Display.

Als nächstes überprüft das System das Mikrophon und die angeschlossenen Lautsprecher. Gibt es eine "Err" (= Error)-Meldung, arbeitet das Mikrophon nicht korrekt oder die LS-Verbindungen stimmen nicht. Hier gab es in unserem Test keine Probleme.  Es gibt noch verschiedene Error-Meldungen, je nach vorliegendem Fehler:

  • "ERR Mic" - Fehler bei der Mikrophon verbindung

  • "ERR Fch" - Verbindung der Front-LS fehlerhaft

  • "ERR Sch" Verbindung der Surround- oder Back Surround-LS fehlerhaft

  • "ERR SW"  - Subwoofer nicht eingeschaltet bzw. Lautstärkeregler nicht aufgedreht.

Treten keine Fehlermeldungen auf, was bei korrekter Verbindung aller Komponenten der Fall sein dürfte,  beginnt M.C.A.C.C. mit der Arbeit, und zwar in folgenden Schritten:

  1. Analyse der angeschlossenen Lautsprecher. Der AV-Receiver gibt hier eine Reihe teilweise recht lauter Testimpulse von sich, die vom Mikrophon erfasst werden. Das System bestätigt automatisch die Verfügbarkeit der LS und nimmt so die Grundeinstellung vor.

  2. Analyse der Lautsprecher-Größe. Hier erkennt M.C.A.C.C. für jede Box die optimale Wiedergabebandbreite. Auch großvolumige Standlautsprecher mit einem Basschassis von 16 cm können als "small" erkannt werden. In unserer Testpraxis arbeitete diese Erkennung sehr stimmig und zuverlässig (mehrere LS-Sets angeschlossen zu Prüfzwecken).

  3. Einstellung der Verzögerungszeit. Das Mikrophon erkennt die jeweilige Entfernung vom Lautsprecher zur Hörposition. Die Verzögerungszeiten werden automatisch für jeden LS in einem Raster von 5 cm eingestellt.

  4. Pegeleinstellung. Hier wird der Schalldruckpegel der Lautsprecher im Verhältnis zur Hörposition analysiert und angeglichen.

  5. Automatische Entzerrung des LS-Systems. Hier führt M.C.A.C.C. die automatische Berechnung der Frequenzgänge durch. LS und Raumakustik werden hierbei miteinander abgeglichen. Der VSX-D912 gibt dabei eine Reihe von Testtönen aus, die vom Mikrophon erfasst werden. Mittels eines exakt arbeitenden Equalizers erfolgt die Kalibrierung für jeden Kanal.

Alternativ kann natürlich auch manuell konfiguriert werden, mit Justagemöglichkeiten für die Entfernung der Lautsprecher vom Hörplatz für die manuelle Einstellung der Verzögerungszeit. Ebenso kann, wie gewohnt, die LS-Größe eingegeben werden, wobei Pioneer hier immer Lautsprecher-Gruppen vorgibt (z.B. FS - CS - SS, Front small, Center small, Surround small). Besonders ungeduldige Zeitgenossen werden sich über das "Quick Setup" freuen, wo rasch die angeschlossene LS-Konfiguration gefunden und bestätigt ist. 

Die Fernbedienung liegt ordentlich in der Hand, wirkt aber etwas überfrachtet. Der Druckpunkt der einzelnen Tasten ist in Ordnung. Hilfreich wäre noch eine Beleuchtung für die einfachere Bedienung im abgedunkelten Heimkinoraum. Die Bedienelemente am AV-Receiver selber sind, obwohl zahlreich vorhanden (rechnet man die Funktionstasten unter der Frontklappe mit ein) gut zu bedienen, die einzelnen Tasten haben einen klar definierten Druckpunkt. Das Gerätedisplay ist einfach ablesbar und bietet gute Kontrastwerte.  

Unser Fazit: Durch das brillante M.C.A.C.C. bietet der VSX-D912 einen hohen Bedienkomfort. Unsere Kritikpunkte betreffen die etwas unübersichtliche, unbeleuchtete Fernbedienung und das fehlende OSD, das z.B. bei der Zuweisung der Digitaleingänge eine echte Hilfe darstellen würde.

Bewertung
Ton

Akustisch gibt der Pioneer VSX-D912 bei der Filmtonwiedergabe Vollgas. Zwar ist der Bassdruck nicht mehr so extrem und der gesamte Eindruck von der tieffrequenten Wiedergabe nicht mehr so wuchtig wie beim Pioneer VSX-D811, dies wird aber durch den deutlich feiner auflösenden und dynamischer antretenden Hochtonbereich und die besser akzentuierte Mitteltonwiedergabe mehr als wettgemacht. Der verbleibende Bassdruck und das verbleibende Volumen sind außerdem immer noch so gut, dass die versammelte Konkurrenz diese Leistungen nicht ganz erreichen kann - mit Ausnahme des sehr basskräftigen Kenwood KRF-V9070D, der auch in Bezug auf das Antrittsvermögen dem Pioneer dicht auf den Fersen bleibt. Sehr positiv fiel uns die deutlich verbesserte Detailwiedergabe auf. Zu den Eindrücken im einzelnen: Bei der "Pod Race"-Sequenz (ais "Star Wars - Episode 1 - The Phantom Menace) auf der THX Ultimate Demo Disc brachte der VSX-D912 ein wahrhaft imposantes Klangbild zustande. Besonders beeindruckte uns die satte und sehr saubere Basswiedergabe (im direkten Vergleich agiert der VSX-D811 noch eine Spur wuchtiger, aber hörbar unpräziser, während der VSX-D912 kaum weniger Druck macht, dafür aber die deutlich bessere Präzision bietet) auch ohne angeschlossenen Subwoofer. Als Frontlautsprecher wählten wir die KEF Reference 203, die eigentlich einer ganz anderen Preisklasse entstammt. Trotzdem klappte die Zusammenarbeit mit dem VSX-D912 absolut problemlos, die Basswiedergabe entsprach voll und ganz unseren Erwartungen. Die gesamte Front-Klangkulisse war von hoher Homogenität, nie zu überbetont und räumlich sehr dicht. 

Dies macht sich auch beim THX Broadway Trailer positiv bemerkbar, hier überzeugt der Pioneer, ebenfalls ohne die Unterstützung eines aktiven Subwoofers, mit einem druckvollen Basserlebnis und einer kräftigen Surround-Soundkulisse. Ähnliche Eindrücke sammelten wir auch bei "U-571", wobei der VSX-D912 bei diesem Film auch mit seiner sehr lobenswerten Detailarbeit punkten konnte. Dass das Gerät die Wasserbombenexplosionen und Schusswechsel äußerst ansprechend wiedergeben kann, daran zweifelten wir bei einem Pioneer AV-Receiver kaum. Wirklich überrascht aber hat uns die klare, feinfühlige Darstellung "kleiner" Effekte: Das Knarzen des U-Boot-Rumpfes im Hintergrund, das leise Tröpfeln des langsam und durch kleine Öffnungen eintretenden Wassers, das Flüstern der Besatzung. Hier haben die Pioneer-Entwickler ganze Arbeit geleistet, in Bezug auf die Feinarbeit muss der VSX-D912 nun keinen Konkurrenten mehr fürchten, im Gegenteil: Er setzt sich mit diesen extrem guten Leistungen an die Klassenspitze. Mit seinem Durchsetzungsvermögen im Bassbereich, seiner tadellosen Surround-Soundkulisse und einer gefälligen, klaren Wiedergabe des Music Scores sorgte der VSX-D912 auch bei "Titan A.E." für zufriedene Gesichter beim Tester. 

Das Einzige, was wir uns wirklich noch wünschen, ist eine bessere Aufteilung der wählbaren Subwoofer-Übernahmefrequenz. Die anwählbaren 100, 150 oder 200 Hz sind in der Praxis nicht immer wirklich passend. 60, 80, 100, 120 HZ würden weitaus mehr Sinn machen, da wenig hochwertige Subwoofer-Satellitensysteme, die eine Hochsetzung der Subwoofer-Übernahmefrequenz auf 150 oder gar 200 Hz verlangen, nicht zum Charakter des VSX-D912 passen. Hier sollte Pioneer entsprechend nachbessern. Kaum noch etwas zu verbessern gibt es bei der Stimmwiedergabe, dies zeigt sich auch bei "Gladiator": Besonders die Präzision, die der Pioneer in dieser Preisklasse bietet, erfreut, denn gerade bei Schreien o.ä. lässt die exakte Einarbeitung der Stimme bzw. der Stimmen auch bei ansonsten tadellosen Geräten nicht selten zu Wünschen übrig, der Gesamteindruck ist dann leicht verwaschen. In diesem Zusammenhang erwähnenswert bezüglich der Konkurrenten: Noch immer auf absolutem Top-Niveau ist die Stimmeinarbeitung des mit 599 EUR deutlich günstigeren Denon AVR-1803, der in dieser Disziplin fast die hervorragenden Ergebnisse des teureren Pioneer erreicht. Der VSX-D912 bringt Stimmen mit noch etwas mehr Dynamik in den Hörraum - dies beherrscht er so gut, dass selbst manch teureres Konkurrenzmodell passen muss. Fazit der Filmton-Wertung: Besser geht es kaum noch. Dynamisch, kraftvoll antretend, mit voluminösem, aber dennoch präzisem Bassfundament, einer ausgesprochen gelungenen Stimmwiedergabe und einer detaillierten, vielschichtigen Surround-Klangkulisse - der VSX-D912 bietet für 799 EUR ein exzellentes Gesamtpaket. Wer noch mehr will, muss deutlich mehr bezahlen: Die beiden besonders empfehlenswerten Offerten in der 1000 EUR-Liga, der Denon AVR-2803 und der Yamaha RX-V1300, legen nochmals eins drauf - die Unterschiede fallen aber gerade in der Heimkinowertung nicht so gravierend aus wie die Differenzen im Preis, immerhin rund 200 EUR. 

Bei der Mehrkanal-Musikwiedergabe macht uns der VSX-D912 deutlich, dass er nicht als AV-Receiver mit dem Schwerpunkt Heimkino-Wiedergabe verstanden werden  möchte. Pioneer ist es gelungen, dem Gerät so gute Mehrkanal-Musikwiedergabe-Qualitäten mitzugeben, dass der bislang in diesen Preisregionen führende AV-Receiver, der Onkyo TX-SR600, vom Thron des Klassenbesten heruntersteigen und den "Platz an der Sonne" dem Pioneer überlassen muss. Verantwortlich für den "Machtwechsel" ist vor allem die außerordentlich gute Dynamik, die der VSX-D912 an den Tag legt. So brillierte er beim "Hotel California" von den "Eagles" mit einer sehr klaren, lebendigen und detaillierten Vorstellung. Auch Roy Orbisons "Pretty Woman" erklang in hoher Güte, mitreißend und facettenreich aufspielend zog der Pioneer alle Register. Selbst Mahlers 2. Symphonie, auf der 3. DTS Demo DVD abgelegt und aufgrund der großen Dynamiksprünge und der vielen Feinheiten nicht einfach darzustellen, stellte den VSX-D912 nicht vor größere Probleme. Mit einer erstaunlichen Souveränität managte der AV-Receiver alle vermeintlichen Hürden. Der Choralgesang im Hintergrund wurde keinesfalls verwaschen und unexakt wiedergegeben, sondern klar, präzise und stimmig eingearbeitet. Prima gefiel uns die Auflösung im Hochtonbereich, die wesentlich mithalf, die Faszination gerade dieses Musikstücks allumfassend und nicht nur teilweise wiederzugeben. Der Pioneer weiß auch im DTS 96/24-Betrieb zu gefallen, bei unserer "Brasilian Bossa"-DVD bewies er mit seinem klaren und runden Klang echte Top-Qualitäten. Hier kann man viele Einzelheiten nennen, die dazu beitragen, dass der VSX-D912 ein "musikalischer Volltreffer" ist: So ist die Piano-Darstellung für diese Preisklasse beispielhaft. Selbst in der 1000 EUR-Preisklasse gibt es wenige Geräte, die dieses Musikinstrument besser darstellen können als der deutlich günstigere Pioneer. Hörbar mehr bietet hier eigentlich nur der überragende Denon AVR-2803, der im Filmton- und Mehrkanal-Musik-Bereich Leistungen erreicht, die wiederum der 1000 EUR-Liga größtenteils entrückt sind. 

Aber zurück zum Pioneer, dessen aufwändiges M.C.A.C.C.-System sich sehr positiv bemerkbar macht, denn das Einmessverfahren weiß genau, was die Lautsprecher leisten können  - mit der Einmessung via M.C.A.C.C. klingen gerade hochwertige Lautsprecher besonders dynamisch, frisch und klar, was zeigt, wie gut der Abgleich zwischen den Lautsprechern und der Raumakustik funktioniert. Insgesamt erreicht der VSX-D912 in Bezug auf die Mehrkanal-Musikdarstellung in seiner Klasse Bestwerte - und nicht nur das: Auch in höheren Preisregionen kann sich die gebotene Performance noch sehr gut sehen lassen. Erst bei sehr hohen Pegeln merkt der erfahrene Hörer doch, dass deutlich teurere Geräte hier hörbar weniger angestrengt klingen und selbst bei großen Lautstärken Dynamiksprünge mit spürbar mehr Gelassenheit wegstecken. Doch der geneigte Käufer muss sich vor der Kaufentscheidung fragen, ob er überhaupt häufiger mit hohen Pegeln Musik hören möchte. Natürlich ist das Leistungsprofil auch von der Hörraumgröße abhängig, in Hörräumen um die 30 Quadratmeter ist der Leistungseindruck des VSX-D912 immer noch sehr gut - und sogar in noch größeren Lokalitäten schlägt sich das Gerät wacker: Erst nach zweistündiger Dauerhatz in unserem Hörraum (rund 50 Quadratmeter) bei rund 90 % des maximal möglichen Pegels hat sich der Pioneer abgeschaltet - davor versah er klaglos seinen Dienst, der Eindruck von Leistungsmangel kam nie auf. Wer nun denkt, dies sei keine gute Leistung, sollte sich erst einmal überlegen, ob eine solche von uns durchgeführte Prozedur in der Praxis oft vorkommt (wir meinen, ein Betrieb mit über 90 % des Maximalpegels, dazu in einem Hörraum von einer Größe, bei der sich schon weitaus teurere AV-Receiver deutlich anstrengen müssen, kommt in der Praxis eher selten vor), zum zweiten ist das Leistungsvermögen des VSX-D912 bei diesen Rahmenbedingungen äußerst respektabel.

Bezüglich der Dolby Pro Logic II-Wiedergabe gibt sich der VSX-D912 die Blöße, dass im Music Mode die Einstellmöglichkeiten fehlen - somit kann man an der Klangverteilung Center/Frontlautsprecher und an der Klangverteilung Frontlautsprecher/Surroundlautsprecher nichts ändern und muss mit den fest eingestellten Werten leben. Dies geht in den meisten Fällen auch recht gut, da die Auslegung relativ gefällig und homogen gewählt ist. Je nach Software jedoch stellte sich in einigen Fällen ein leichter Eindruck der Center-Lastigkeit ein - dies beeinflusste dann die akustische Gesamtharmonie zwar nicht deutlich, aber doch hörbar. Hier verstehen wir nicht ganz, wieso Pioneer dem Kunden die sicherlich nicht allzu kostenaufwändig zu integrierende Möglichkeit der Justage mitgibt. Ansonsten ist alles im grünen Bereich. Die Hochtonwiedergabe ist recht klar und gut aufgebaut, die Bässe ertönen mit einem soliden, aber nicht überzogenen Fundament. Die Stimmwiedergabe gefiel uns sehr gut, natürlich, lebendig und mit ordentlicher Detaillierung - da können wir die fehlenden Einstellmöglichkeiten zumindest (fast) vergessen. Die Performance im PLII Movie Modus passte ins Gesamtbild: Eine erstaunlich dynamische Surround-Soundkulisse ging mit tadelloser Präzision bei der Effektdarstellung und einer räumlich dichten Wiedergabe einher. 

Die Stereoqualitäten des VSX-D912 präsentieren sich in sehr guter Form. Verglichen mit dem VSX-D811 können hörbare Fortschritte erzielt werden, die sich in verschiedener Art und Weise ausdrücken. So klingt der VSX-D912 im Hochtonbereich spürbar freier, klarer und besser akzentuiert, er erreicht dadurch eine weitaus lebendigere Gesamtwiedergabecharakteristik. Gerade bei klassischen Musikstücken, die der 811er noch etwas emotionslos darstellte, bringt der 912er mehr Farbe ins Spiel und vermittelt mehr unmittelbare Dynamik. Im Zusammenspiel mit unseren Test-Lautsprechern, den KEF Reference 203, wurde so eine sehr gefällige Stereowiedergabe erreicht, die auch anspruchsvolleren Hörern gefallen dürfte. Dazu trägt auch die akkurate räumliche Wiedergabe, die ein weitläufiges Klangbild ohne störende Lücken vermittelt, ebenso bei wie die gelungene Mitteltonwiedergabe, die zusammen mit dem runden, aber im Gegensatz zu früheren Pioneer-Modellen nicht mehr so dominanten Bass für eine hohe Gesamthomogenität sorgt. Nun interessiert natürlich viele die Frage, wo denn der VSX-D912 in dieser Wertung im Vergleich zur Konkurrenz steht - die Antwort: Einen neuen Standard definiert der 912er nicht, aber er reiht sich problemlos an der Klassenspitze ein, wo bislang der Onkyo TX-SR600 den Ton allein angab. Der Pioneer hätte mit seiner dynamischen und dennoch detaillierten Wiedergabe den Onkyo sogar überholen können, wäre da nicht der etwas zu grelle Klang bei hohen Pegeln. Hier verhält sich der TX-SR600 dann doch noch etwas gefälliger. Der Kenwood KRF-V9070D, fairerweise muss man auch den günstigeren Kaufpreis mit berücksichtigen, fällt gegenüber Pioneer und Onkyo etwas ab, es fehlt im direkten Vergleich etwas Lebendigkeit und Geschick bei der exakten Detaileinarbeitung. Sehr gut schlagen sich auch in dieser Runde zwei weitere AV-Receiver: Der sehr detailliert klingende Harman/Kardon AVR-3550 erreicht trotz seines niedrigeren Kaufpreises praktisch die Leistungswerte von Onkyo und Pioneer - zu berücksichtigen ist aber, dass der HK gerade gegenüber dem bestens ausstaffierten Pioneer verschiedene Ausstattungsdefizite mitbringt. Viel Sound und Qualität fürs Geld bietet der Harman aber dennoch. Der zweite Kandidat, der trotz seines sehr fairen Kaufpreises von 529 EUR erstaunlich gut mithalten kann, ist der Yamaha RX-V640, der beinahe so detailliert und feinfühlig agiert wie die teureren Konkurrenten. 

Bewertung Klang Film
Bewertung Klang Mehrkanal-Musik
Bewertung Klang Dolby PLII
Bewertung Klang Stereo

Fazit

Der Pioneer VSX-D912 ist in der 800 EUR-Preisklasse ein echtes Highlight. Besonders überzeugt hat uns die reichhaltige und sinnvolle Ausstattung, deren Highlight ohne Zweifel das vollautomatisch arbeitende M.C.A.C.C. ist. Aber auch sonst ist alles mit an Bord, alle aktuellen Tonnormen werden decodiert, dazu liefert Pioneer ein reichhaltiges Anschluss-Angebot, leider aber ohne die bei der Konkurrenz vorhandenen YUV-Anschlüsse. Ansonsten können auch größere Geräteparks ohne Probleme Kontakt mit dem Pioneer-AV-Receiver aufnehmen. Akustisch lassen die Eigenschaften ebenfalls aufhorchen, hier erreicht der Pioneer so gute Werte, dass er an die Klassenspitze stürmen kann. Der VSX-D912 hat keinen direkten Vorgänger, hier muss also der Vergleich zum VSX-D811 herhalten, und hier gibt es einige positive Neuerungen: So spielt der 912 weitaus exakter, liefert im Hochtonbereich die klarere, feinere Auflösung und bietet eine noch lebendigere Surround-Klangkulisse. Die unerbittliche Kraft im tieffrequenten Bereich, die den VSX-D811 im Besonderen auszeichnete, ist trotzdem noch vorhanden, wenngleich der Antritt des VSX-D912 nicht mehr ganz so wuchtig ist. Mit dieser kleinen Einbuße kann man aber auch als Bassliebhaber unserer Meinung nach aufgrund der vielen erfreulichen Veränderungen gut leben - und, nicht zu vergessen: Viele Hörer schätzen ein zu kraftvolles Aufspielen im Tieftonbereich gar nicht so sehr, für Freude einer eher natürlich-frischen Klangcharakteristik war der VSX-D811 nicht bestens geeignet, während der VSX-D912 auch diese Klientel sehr gut bedient. Besonders zu loben sind auch die identisch hervorragenden Leistungen im Heimkino- und Mehrkanal-Musikbetrieb. In beiden Disziplinen beeindruckt der Pioneer durch seine komplette Darstellungsweise - vor einiger Zeit noch hätte man solche Leistungen einem 799 EUR-Gerät nicht zugetraut. Nichts macht der Pioneer nur durchschnittlich, überall erzielt er wirklich beeindruckende Resultate. Was dem Yamaha RX-V640 zwei Preisklassen darunter gelang, schafft der Pioneer in seiner Preisliga: Einen neuen Standard, denn so universelle Einsatzmöglichkeiten zum fairen Kaufpreis suchte man bislang vergeblich. Auch im Stereobetrieb sind die Ergebnisse des Pioneer von sehr brauchbarer Qualität. Das Einzige, was wir festgestellt haben, ist eine leichte Überzeichnung des oberen Mitten-/unteren Höhenbereiches bei hohen Pegeln, ansonsten jedoch ist auch die Stereowiedergabe auf einem tadellosen Level. Hier beeindruckt besonders die akkurate Herausarbeitung kleiner Feinheiten, noch in der letzten Modellgeneration der preisgünstigeren AV-Receiver nicht unbedingt eine große Pioneer-Stärke. Hier hat sich aber offensichtlich viel getan, denn der VSX-D912 erreicht im Stereobetrieb zwar keinen neuen Standard für seine Klasse, kann mit der etablierten Konkurrenz aber bestens mithalten. Dies gilt summa summarum auch für die Verarbeitung. Die Aluminium-Frontplatte wirkt hochwertig, das Anschlussterminal ist sehr gut verarbeitet. Bleibt als Kritikpunkt die Klappe auf der Front, hinter der sich weitere, nicht so häufig gebrauchte Bedienelemente befinden. Diese Klappe ist bedauerlicherweise aus Plastik, was dem ansonsten vorherrschenden Eindruck von Hochwertigkeit leichte Kratzspuren versetzt. Da wir gerade bei den Kritikpunkten sind: Dem Dolby Pro Logic II-Decoder fehlen die Einstellmöglichkeiten im Music Mode, diese sollten in diesen preislichen Regionen schon mit an Bord sein. Diese genannten Schwächen können es letztendlich aber nicht verhindern, dass der VSX-D912 für seinen Kaufpreis eine besonders lohnenswerte Offerte darstellt

Jede Menge High-Tech und Klangqualität für knapp 800 EUR
 
Obere Mittelklasse
Test 16.06.2003
Preis-/Leistungsverhältnis:

 

Pro:
  • Hervorragende Eignung für Heimkino- und Mehrkanalmusik-Betrieb
  • Sehr kraftvoller Bassbereich
  • Klare, detaillierte Hochtondarstellung
  • Sehr dynamische Surround-Klangkulisse
  • Räumlich außerordentlich dichter Vortrag
  • Exzellente Stimmwiedergabe
  • Beachtlicher Stereoklang
  • M.C.A.C.C. in Automatikversion mit an Bord
  • Bis auf Plastikklappe sehr gute Verarbeitung
  • Lobenswertes Preis-/Leistungsverhältnis
Contra:
  • Dolby Pro Logic II Music ohne Einstellmöglichkeiten

  • Subwoofer-Übernahmefrequenzen zu verbessern

  • Keine YUV-Anschlüsse


Technische Daten:

6 x 100 Watt Ausgangsleistung (DIN, 1 kHz, 8 Ohm) 
Integrierte Endstufe für Surround-Back-Channel
6. Endstufe für den Anschluss von 2 Surround-Back-LS aufsplittbar

Integrierter Decoder für: Dolby Digital EX, Dolby ProLogic II 
DTS-ES Discrete 6.1, DTS Neo:6, DTS 96/24

Tunerteil
RDS mit PS / PTY / RT 
RDS-EON (News, Traffic) / EON-Link / Alarm 
30 Stationsspeicher 

DSP-Merkmale
Verschiedene Advanced Theater-Betriebsarten (u.a. Virtual Surround Back / 6-ch Stereo) 
96 kHz / 24-Bit D/A-Wandler 

Ausstattungsmerkmale
M.C.A.C.C. (automatisch mit Mikrophon)
Klangregler & Balance (elektronisch) 
Midnight Mode 
Source Direct 
"Bass plus"-Schaltung für SW
Aluminium-Frontplatte

Anschlussmöglichkeiten
Front AV-Eingang inkl. S-Video & opt. Digitaleingang 
7.1-Kanal-Eingang für DVD-Audio & SACD 
Digital-Eingänge: 2x koaxial, 2x optisch, 1x Front-AV 
Audio-/Video-Eingänge: 4AV / 4A 
Audio-/Video-Ausgänge: 1A / 1AV / 1V 
Digital-Ausgang: 1x optisch 
Alle Video-Eingänge & Ausgänge in Y/C und FBAS 
Vorverstärkerausgang für alle Kanäle 
Lautsprecherausgang für Surround-Back in Stereo/Mono 
Lautsprecheranschlüsse geeignet für Bananen-Stecker 
Lautsprecher A/B oder A+B (parallel) 

Fernbedienung (vorprogrammiert & lernfähig) 
Abmessungen
(B x H x T) in mm: 420 x 158 x 401 
Gewicht: 10,0 kg 
Farbe: Silbern 
Preis: 799 EUR

Test: Carsten Rampacher

16. Juni 2003